Strandbad
Dr.-Franz-Thomas-Straße 13
Das Strandbad heute
Quelle: Foto: Franz Six und Website salzi
Blick auf die außerhalb der Badesaison leere Strandbadanlage
Fotos: Franz Six
Das denkmalgeschützte Gmundner Strand- und Erlebnisbad liegt am Nordufer des Traunsees im westlichen Teil der Stadt. Auf einer Gesamtfläche von 6000 m² verfügt es über eine 65 Meter Wasserrutsche, einen Strömungskanal, einen direkten Seezugang, eine Steganlage, ein geheiztes Sport-Freibecken mit Erlebnisrutsche und Kinderbereich, ein Kinderbecken mit Sonnensegel, eine FKK Sonnenterrasse, einen Beachvolley- und Streetballplatz, ein Fußballfeld, Tischtennistisch, weite Liegeflächen und ein Selbstbedienungsrestaurant.
Geöffnet ist das Bad im Mai und September täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr und im Juni, Juli und August täglich von 9.00 bis 20.00 Uhr. Bei Regenwetter Journaldienst von Montag bis Freitag 10.00 bis 12.00 Uhr. An Feiertagen, Samstag und Sonntag kein Journaldienst!
Blick auf den Strandbereich vom Westen
links der Restaurantbereich
Quelle: Website Strandbad
Blick auf den Strandbereich vom Osten
Quelle: Internet
Blick in Richtung Sportbereich
Quelle: Website Strandbad
Das geheizte Sportbecken mit Tribüne
Quelle: Website Strandbad
Das Sportbecken bei einem Schwimmwettbewerb
Hier wurden ja schon des Öfteren Wettkämpfe durchgeführt.
Quelle: Internet
Das Strandbad ist auch Heimat des 1920 gegründeten Gmundner Schwimmclubs.
Quelle: Website Strandbad
Der Eingang in das Strandbad heute
Quelle: Sammlung Peter Schneider
Ein Blick in die Vergangenheit des Strandbades
Da die seit Jahrzehnten existierenden Badeanstalten in Weyer und die Schwimmschule an der Esplanade zu klein bzw. völlig veraltet waren und die Menschen in den 1920er Jahren bereits den offenen Badebetrieb anstelle des Besuches einer Badeanstalt bevorzugten, musste dafür in der Stadt eine Alternative geschaffen werden. Eine solche Möglichkeit bot damals nur der auf Altmünsterer Gemeindegebiet sog. Bäckerwinkel vor der Warchalowsky-Kurve. Einheimische und Fremde benützten zum Baden mehr und mehr diesen Uferbereich. Diese Abwanderung sollte durch den Bau eines neuen Strandbades in Gmunden verhindert werden. Außerdem sollte dadurch der Ruf Gmundens als Kur- und Fremdenverkehrsstadt gestärkt werden.
Der Wiener Architekt Franz Geßner hat ein Projekt für ein solches Strandbad mit einer Bauzeit von 9 bis 10 Wochen ausgearbeitet, und dieses wurde dem Gmundner Gemeinderat am 11. April 1927 zur Abstimmung vorgelegt. Ein von diesem genau fixierter Kostenvoranschlag bezifferte den Bau mit 231.000 S. Zuzüglich des Grundpreises von 112.500 S sollten sich die Kosten für das Strandbad auf 343.500 S belaufen. Von der Landeshypothekenanstalt lag außerdem bereits ein akzeptables Finanzierungs-angebot vor. Ausgelegt war das Bad für 4.000 Besucher. In einer Gemeinderatssitzung im April der Beschluss zum Bau des Strandbades gefasst und das Kaufangebot des dafür nötigen Grundstücks von den Erben nach Jakob Frederik Verwey und von Ing. Viktor Warchalowsky gebilligt.
Mitte April 1927 erwarb die Stadtgemeinde Gmunden den sog. Bäckerwinkel in Ort.
Am 9. Mai 1927 begann man mit dem Bau. Die Bauausführung oblag der Gmundner Firma Stadlmayr. Weiters waren am Bau beteiligt Baumeister Kainberger und Stadtbaumeister Spalt sowie die Baufirmen Franz König, Heidecker, Pirkl & Eysert, der Malerbetrieb Steffny, die Vereinigten Tischlerwerkstätten, die Tischlerei Bayr und die GEAG.
Am 16. Juli war der Bau - tatsächlich knapp zehn Wochen später - fertiggestellt!
Der Zeitpunkt für den Bau des Strandbads war damals äußerst günstig, denn seit 1925 häuften sich in Gmunden die Firmenzusammenbrüche und die Arbeitslosigkeit stieg bedrohlich an. So kam dieser Bau gerade recht, um die Arbeitslosigkeit zumindest kurzfristig einzudämmen. Der rasche Bauabschluss ist also auch darauf zurückzuführen, dass damals zahlreiche Arbeitskräfte zur Verfügung standen, die für jede Form von Arbeit dankbar waren. Sie fanden für kurze wieder eine bezahlte Tätigkeit. Für kurze Zeit konnte so die damals herrschende hohe Arbeitslosigkeit in Gmunden und Umgebung fast zur Gänze beseitigt werden.
Der Bau des Strandbades erfolgte in der Rekordzeit von knapp zehn Wochen
Quelle: Piringer Gmundner Chronik II 393
Der Bau schreitet voran.
Quelle: Spitzbart Ansichten 2 Abb. 5
Was so positiv begonnen hatte, endete mit einer leichten Enttäuschung, denn die ursprünglich großartig geplanten Eröffnungsfeierlichkeiten des neu erbauten Gmundner Strandbads am 16. und 17. Juli wurden durch das im Juli ablaufende Bürgerkriegsgeschehen rund um den Justizpalastbrand am 15. Juli 1927 beeinträchtigt. Der Termin war lange vorher festgestanden und ließ sich nicht mehr verschieben, denn dazu war die Zeit zu kurz. Alles war auf einen Ansturm von Gästen vorbereitet worden. Obwohl es in Gmunden keine politischen Unruhen gab, verließen, als am Freitag, dem 15. Juli, am Nachmittag die Nachricht von den Ereignissen in Wien eintraf, viele zur Eröffnung extra angereiste Gäste Gmunden fluchtartig. Manch einer, der es vielleicht gewagt hätte, doch noch per Bahn zu der Feier zu kommen, konnte dies nicht, weil deren Bedienstete streikten. Bei dem Festakt fehlten daher nicht nur Regierungs- und Behördenvertreter, sondern auch viele der geladenen Abgeordneten und Bürgermeister.
Das mit Badegästen gefüllte Strandbad kurz nach der Eröffnung
Quelle: Piringer Gmundner Chronik II 392
Das Gmundner Strandbad wurde ein Publikumsmagnet ersten Ranges und trug den Namen Gmunden weit über die Grenzen des Bezirkes hinaus. Die beträchtlichen Investitionen hatten sich gelohnt und führten zur Steigerung des Fremdenverkehrs in Gmunden. Es zog nicht nur viele Badegäste an, sondern auch zahlreiche Vertreter anderer Gemeinden, die sich für diese einmalige Fremdenverkehrseinrichtung interessierten. z. B. den Bürgermeister von Badgastein und Vertreter von Bad Aussee, Matt-, Atter- und Mondsee. Am 3. September 1927 besichtigten es sogar 124 Ärzte aus den deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei und aus Deutschland.
Nach kurzer Zeit war das Strandbad, was die Betriebskosten anbelangt, aktiv; das Darlehen der Hypobank musste aber noch jahrelang abgezahlt werden.
In der Saison 1930 wurde erstmals ein geregelter Omnibuspendelverkehr vom Franz-Josef-Platz zum Strandbad aufgenommen. Von 10 bis 18 Uhr verkehrte der Bus alle 15 Minuten.
Mit diesem Plakat wurde für das Gmundner Strandbad geworben.
Quelle: Kammerhofmuseum Gmunden
So präsentierte sich das Strandbad 1927 im Jahr seiner Eröffnung.
Ölgemälde von K. Hayd
Quelle: 125 Jahre Kurstadt Gmunden S. 35
Das Strandbad 1928
Quelle: Foto Brandt
Vor dem Eingang zum Strandbad steht ein Taxi, o. J.
Quelle: Sammlung Peter Huemer
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gmundner Strandbad von der amerikanischen Militärregierung für ihre Soldaten als „Rest Resort“ beschlagnahmt. Zusammen mit Schloss Ort diente es der Erholung der US-Soldaten. Erst am 12. Juli 1947 wurde es wiederum der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.
Das Gmundner Strandbad war nach dem Zweiten Weltkrieg
für die Erholung der amerikanischen Soldaten reserviert.
Quelle: Sammlung Mag. Franz Pucher
Der gewaltige Aufschwung des Fremdenverkehrs nach dem Zweiten Weltkrieg brachte es mit sich, dass das vielbesuchte Bad Anfang der 1950er Jahre zu klein wurde. Daher mussten schon damals Erweiterungen vorgenommen werden.
Im 30. Jubiläumsjahr des Bades 1957 wurden wesentliche Erneuerungen und Verbesserungen durchgeführt. Darüber hinaus gelang es, Mittel für Uferbauten und einen Geländeankauf zur Erweiterung frei zu bekommen. Das hinzu erworbene Areal dient seither als Spiel- und Vergnügungsplatz für Jung und Alt. 1957 betrug die Kapazität des Strandbades 6.800 Personen, denen 1.200 Kabinen (plus über 100 Familienkabinen) und 3.500 Kästchen zur Verfügung standen. 1957 wurde bereits der dreimillionste Besucher erwartet.
Zu Beginn der 1990er Jahre wurde das geheizte 50 m-Freischwimmbecken mit Tribüne sowie ein mit dem Freischwimmbecken verbundenes Kinder- und Jugendbecken inkl. Rutsche errichtet.
Dieser Beitrag stammt von Holger Höllwerth.