Rathausplatz

  
Der Rathausplatz vermittelt heute im Zentrum der Stadt ein mediterranes Lebensgefühl.
Fotos: Tourismusbüro Salzkammergut und Xibit

Offiziell heißt dieser Platz erst seit 1890 „Rathausplatz“. Der Name war aber vorher schon in Verwendung. Bis ins 19. Jahrhundert nannte man die gesamte Zone vom Trauntor bis zum Christophstor (heute Stadttheater/Theatergasse) „Unterer Platz" oder „Unterer Markt". Auch die Bezeichnungen „Stadtplatz“ und „Seeplatz“ waren in Verwendung. („Stadtplatz“ heißt er heute bei den Einheimischen noch oft.) Eine weitere frühere Bezeichnungen war in Gmundens Hochzeit als Salzwirtschaftsmetropole "Salzlände", weil hier der Landungsplatz der Salzschiffe war.
Der Platz, diente früher nämlich als Umschlagplatz hauptsächlich für Salz, Getreide und Kalk und an Markttagen für Waren aller Art. Er war daher Tag für Tag eine Stätte regen Handels und Verkehrs.
Da der in Gmunden am Dienstag stattfindende Wochenmarkt für die Versorgung des gesamten Kammergutes bestimmt war, reichte der Marktplatz (andere Namen dafür waren "Oberer Markt" und "Oberer Platz") allein nicht mehr aus. Daher wurden weitere Stände und Wagen auch auf dem Stadtplatz aufgestellt.
Seit 1. Mai 1839 bis zum heutigen Tag ist der Uferbereich auch „Landungsplatz“ für die Traunseeflotte, deren Schiffe von hier aus zahlreiche Personen zu übrigen Orten am Traunsee transportiert.
Von 1836 bis 1870 war der Rathausplatz auch Endstation für die dem Salztransport dienenden Güterwaggons der Pferdeeisenbahn Budweis-Linz-Gmunden. Hier erfolgte die Entladung der Salzzillen und die Zwischenlagerung der Salzstöcke im Salzkeller des Gmundner Rathauses sowie die Verladung der Salzstöcke auf die Waggons der Pferdeeisenbahn.


Wochenmarkt auf dem Stadtplatz um 1900
Quelle: Sammlung Peter Huemer

Frau Helene Wolfsgruber, die Gattin von Bürgermeister Dr. Hans Wolfsgruber, berichtet vom Wochenmarkt in Gmunden im Jahr 1853:
Der Markt an Dienstagen war reich beschickt. Neben den hochbeladenen Salzschiffen standen die großen Plätten, auch Trauner genannt, die die Einkäufe für das obere Salzkammergut befördern mussten. […] Am Seeplatz neben den zu Pyramiden aufgeschichteten Salzstöcken, Strohmengen und den damit zu beladenden Eisenbahnwagen standen die Bauernwägen hochbeladen mit Kraut, Rüben, Erdäpfeln, Obst, Essig und Käse, Körnerfrüchten und Hühnersteigen voll Geflügel. An den Häusern entlang waren die Fischerinnen, gebratene Spanfische [= Steckerlfische], Selchfische und frische Fische ausbietend.
In der Traungasse standen die Bäuerinnen an den beiden Seiten an den Häusern entlang, große, flache, runde Körbe voll Butter, Eier, Rahm und Topfen feilbietend. Die Käufer in Mitte der Straße konnten kaum gehen, so gedrängt voll Menschen war die Gasse. Am ‚Oberen Markt‘ waren Stände aufgeschlagen und hier bekam man Selchfleisch, Würste, Speck, Holzschuhe, Peitschen, Honig und Holzwaren, Sensen und Besen. AM Graben wurden junge Schweine und Spanferkel, ganz unten gegen den Platz zu Seilerwaren verkauft. Dieser Markt fand jeden Dienstag statt, der Beginn war um 8 Uhr früh und der Schluss um 11 Uhr.
Wolfsgruber, Helene: Gmunden. - In „Neueste Post“ 1923 (= eine Serie in 8 Abschnitten), Gmunden 1923


Auf dem früher Seeplatz genannten Rathausplatz wird das Salz von den Schiffen
auf die Wagen der Pferdeeisenbahn verladen. Zum Entladen der Salzschiffe
war der Platz von der Dampfschiffbrücke bis zum Hofkastengebäude (heute dort das Hotel Austria) reserviert. Dort fanden etwa acht bis zehn Salzzillen Platz.
Kolorierte Zeichnung von Carl Ritter, um 1865
Quelle: Kammerhofmuseum Gmunden


Der Rathausplatz mit Waggons der Pferdeeisenbahn um 1867
Foto: Kammerhofmuseum Gmunden

1874 reichte der See noch bis auf wenige Meter an das Rathaus heran. Erst ab diesem Jahr begann man durch Anschüttung des Seegrundes den Rathausplatz zu vergrößern. 1884 waren Arbeiten mit Errichtung des Schubertplatzes und der Steinbefestigung des Ufers abgeschlossen.


Auch das gab es auf dem Rathausplatz:
Im Jahr 1918 wurden dort sogar Kanonen zur Schau gestellt.
Foto: Sammlung Mag. Franz Pucher

Der Maibaum auf dem Rathausplatz wird seit dem Jahre 1924 von den „Traunseern" aufgestellt, nur unterbrochen von den Jahren des 2. Weltkrieges und vom Jahr 2020.

Die Sympathie der Stadtväter für den vorletzten Habsburgerkaiser und dessen Repräsentanten zeigte sich besonders auch daran, dass diverse öffentliche Gmundner Einrichtungen deren Namen erhielten. So hieß der Stadtplatz einst auch Kaiser-Franz-Josef-Platz. Im „Ständestaat“ wurde er in Dollfuß-Platz unbenannt und im März 1938 selbstverständlich sogleich in Adolf-Hitler-Platz.

Alte Ansichten vom Rathausplatz:


Der Rathausplatz mit dem Christophsturm um 1760
Quelle: Sammlung Peter Huemer


Der Rathausplatz um 1810
Aquarell von Ferdinand Runk
Quelle: Internet, Albertina


Der Rathausplatz 1860
Ausschnitt aus einem Gemälde von Rudolf von Alt
Quelle: Internet, Belvedere Gemäldegalerie


Der Rathausplatz mit den Gleisanlagen
der Pferdeeisenbahn und Salzzillen am Ufer um 1865
Fotografie von Anton Sulzberger
Quelle: Sammlung Peter Huemer


Der Rathausplatz um 1900
Damals konnte man noch hoch zu Ross den Rathausplatz entlang reiten. Den mit Kastanienbäumen bepflanzten Platz beherrschten noch hauptsächlich Fußgänger, Reiter und Pferdefuhrwerke.
Quelle: Kammerhofmuseum Gmunden


Um 1900 spendeten auf dem Rathausplatz noch Bäume Mensch und Tier Schatten.
Foto: Archiv Hans Wagneder


Der Rathausplatz Blick Richtung Kammerhofgasse um 1910
Foto: Sammlung Peter Huemer

Die Häuser am Rathausplatz


Karte: Internet DORIS

Haus Rathausplatz 1 / Theatergasse 1
Gmundens aktuelles Rathaus (siehe auch unter „Gmundens Schätze“ „Rathaus aktuell“)


Das Gmundner Rathaus am Rathaus- / Stadtplatz
Foto: Internet index

Nach Auflassung der Salzmagazine im Rathaus wurden im Oktober 1880 die neu adaptierten Räumlichkeiten von der Stadtgemeinde zur Einrichtung eines Kaffeehauses an Josef Pürstinger verpachtet. 1902 übernahm Emil Brandl das Rathauscafé / Café Brandl und ließ es renovieren. Nach dem Ende der Ersten Weltkriegs ließ er die bei allen Gästen beliebte Veranda mit der herrlichen Aussicht auf den Traunsee errichten. Auch heute noch erfreut sich das Kaffeehaus Brandl in Gmunden großer Beliebtheit.


Das Rathauscafé Brandl heute
Foto: Internet Branchenverzeichnis shoppinggmunden.at


Alte Aufnahme vom Rathaus o. J.
Im linken Flügel des Rathauses sieht man das Café Brandl
Quelle: Sammlung Peter Huemer

Haus Rathausplatz 2:
ab 1808 Bäckerfamilie Preimesberger; seit 1878 Kaufmannehepaar Vesco; mindestens ab 1904 im Besitz von Franz Poll, Maria Pummerer und Josef Kemmetmüller; 1914 Franz Poll und Familie Josef Kemmetmüller; 1923 Familie Kemmetmüller und Pressverein Konsortium Salzkammergut

   
Haus Rathausplatz 2 linke und rechte Hälfte
Fotos: Holger Höllwerth und Google Map


Häuser Rathausplatz 2 und 3
Von 1900 bis 1969 befand sich im linken Haus Nr. 2 die Salzkammergut-Druckerei.
Foto: Kammerhofmuseen Gmunden

Haus Rathausplatz 3 / Kirchengasse 1:
ab 1788 Glaserfamilie Lidauer; ab 1868 Glaserfamilie Lindner; 1914 Maria Lindner

  
Das Eckhaus Rathausplatz 3 / Kirchengasse 1 heute
linkes Foto: Rathausplatzseite; rechtes Foto: Kirchengassenseite
Fotos: Google Map und Franz Six

Haus Rathausplatz 4 / Kirchengasse 2:
Gmundens zweites Rathaus; ab 1837 Kaufmannfamilie Margelik; heute Herren-Moden Forstinger


Foto: Holger Höllwerth

Haus Rathausplatz 5: früher "Hofrichterhaus" 
Das sog. Hofrichterhaus gab es schon vor 1533. Wie der Name verrät, wohnte einst in diesem der Hofrichter. Wegen seines Ansehens und seiner Bedeutung beim Ausfertigen von Urkunden befand sich dessen Wohnsitz häufig in der Nähe des Rathauses. Es ist eines der ältesten Salzfertigerhäuser der Stadt, diente auch als Gastgewerbehaus und war als solches die Herberge der Müller. Ab 1870 befand sich darin eine Apotheke. Nach deren Übersiedlung in die Theatergasse (heute Seeapotheke) war das Haus bis heute Sitz von Konfektions- und Modengeschäften.


Foto: Franz Six

Haus Rathausplatz 6 / Kammerhofgasse 1:
seit 18. Jh. Wirtshaus „Zum Goldenen Schiff”; das Haus wurde schon 1778 mit dem Nachbarhaus vereinigt; daraus wurde dann das Hotel zum goldenen Schiff;
heute ist darin nur mehr das Gasthaus / Restaurant "Goldenes Schiff"

    
Das Haus mit dem ehemaligen Hotel Schiff heute
Fotos: Internet Wikipedia und tripadvisor


Das Hotel Schiff im Jahr 1948
Foto: Archiv Hans Wagneder

Haus Rathausplatz 7 / Kammerhofgasse 2:
Das Haus Rathausplatz 7 wurde erstmals 1533 urkundlich erwähnt. Es wurde im Jahr 1894 gemeinsam von Franz Poll, Franz und Magdalena Margelik sowie Josef Vesco senior und Josefa Vesco erworben. Im Jahr 1895 wurde das alte Haus abgetragen und von Grund auf neu erbaut. Bis vor kurzem befand sich darin die Oberbank; heute im Parterre ein Parfümeriemarkt.


Das Haus Rathausplatz 7 noch mit Aufschrift Oberbank
Foto: Internet alamy stock photo


Das 1909 neu erbaute Haus Rathausplatz 7
In diesem fand in diesem Jahr die Bank für Oberösterreich
und Salzburg, heute Oberbank, ihr neues Domizil.
Quelle: Kammerhofmuseen Gmunden


Die Häuser Rathausplatz 7 und 8 um 1865
Auf dem Bild erkannt man noch die Schienen der Pferdeeisenbahn:
damals Besitzer Nr. 7 Familie Poll und Nr. 8 Familie Nöstlinger
Ausschnitt aus einem Foto vom Rathausplatz mit Blick Richtung Kammerhofgasse
Quelle: Sammlung Peter Huemer

Haus Rathausplatz 8, früher Stadtplatz 6:
Am 22. Dezember 1851 wurde in diesem ehemaligen Salzfertigerhaus „Haus am See“ oder „Seehaus“ ein Kaffeehaus errichtet, welches nach seinem Besitzer den Namen „Driethal(l)er‘sches Kaffeehaus“ trug. Von 1850 bis 1883 befand sich das Kaffeehaus in diesem Haus. Am 10. Februar 1883 erwarben Michael und Franziska Nöstlinger das Haus und eröffneten darin das Gasthaus „Zum Schwan“. Es verfügte bereits damals über einen schattigen Gastgarten. Im Herbst 1898 wurde das Gebäude abgerissen, im selben Jahr in seiner heutigen Form völlig neu errichtet und 1899 als „Seehotel Schwan“ neu eröffnet. Besitzer ab 1883 bis heute Familie Nöstlinger.


Das Seehotel Schwan heute
Foto: Website des Seehotels Schwan


Das Hotel Schwan vom See aus gesehen. o. J.
Quelle: Sammlung Peter Huemer


Das Hotel Schwan in späteren Jahren
Der Gastgarten war von Kastanienbäumen begrenzt.
Quelle: Kammerhofmuseum Gmunden