Mühlwangstraße
Der Errichtung der Mühlwangstraße1) ging ein Kampf um eine Einfahrtsstraße voraus: Der Verkehr von bzw. nach Linz durch die Linzerstraße ab der Traunbrücke war nicht mehr tragbar. Daher wurde der Verkehr bis zur Errichtung der heutigen Mühlwangstraße über die Georgstraße und Wolfsgruberstraße (!!) geleitet – was zwar als Provisorium betrachtet wurde, aber länger so geblieben ist. Es wurde rund 3 Jahrzehnte nach Lösungen gesucht, wie der Verkehr von der Linzerstraße in die Georgstraße eingebunden werden kann, da damals die Mühlwangstraße (ab der Wolfsgruberstraße bis zum heutigen Kreisverkehr nahe der evangelischen Kirche) lediglich als schmaler Weg (Mühlwanggasse) existierte.
„Man war sich klar, dass die natürliche Fortsetzung der verbreiterten Mühlwang-Gasse gefunden werden könne“. Über das „Wie“ gingen die Meinungen und Möglichkeiten stark auseinander, wobei die Fortführung vom Schloss Mühlwang bis zur Kliemsteinstraße nie strittig war, sondern es immer „nur“ um die Verbindung von der Kliemsteinstraße bis zur Georgstraße ging.
Insgesamt gab es im Lauf der Jahre dafür vier verschiedene Vorschläge, von denen die ersten drei nicht realisierbar waren:
a) aus 1899: Nach der Villa Klusemann sollte die Straße nach rechts (Schleifung des heute noch bestehenden Gstöttner-Hauses Mühlwangstraße 9) schwenken und rechtwinkelig nach dem evangelischen Pfarrhof in die Georgstraße eingebunden werden. Über diesen Vorschlag legte insbesondere das evangelische Presbyterium Rekurs ein – erst 1912 wurde dieses Projekt endgültig begraben.
b) 1912: Nach der Kreuzung der Mühlwanggasse mit der Kliemsteinstraße sollte die Verlängerung/Verbreiterung der Mühlwanggasse über private und herzogliche Grundstücke so erfolgen, damit die Trasse in gerader Verlängerung bis zum Plassauerhof (also nördlich der evangelischen Kirche vorbei) beim Plassauerhof (heute Betten-Reingruber) wiederum rechtwinkelig und in der Kurve bei der evangelischen Kirche in die Georgstraße einmündet. Auch dieser Vorschlag scheiterte, insbesondere am Einspruch der evang. Kirche und des Herzogs. Diese Variante wurde 1914 ebenfalls begraben.
c) 1912/13 gab es noch eine weitere Variante, die die teuerste aller bisherigen Möglichkeiten darstellte, weil 4 Häuser (Volker, Enichlmeyer, Braunesberger, Gstöttner – alle an der Kreuzung Kliemsteinstraße/Mühlwangstraße) abgerissen werden hätten müssen und Grundstücke Hausherr2) und Poll3) unverhältnismäßig geteilt worden wären bzw. entschädigt werden hätten müssen und daher nicht realisierbar war.
d) Die „einfachste […] kürzeste und auch die billigste“ (Piringer Bd. 2, S. 303) Trassenführung (so wie sie bis heute existiert) wurde schließlich im Jahr 1925 - als Resultat aus dem Widerstreit der Kräfte und Meinungen der letzten 30 Jahre und mit Zustimmung/Unterstützung aller Grundeigentümer - beschlossen und als „Notstandsarbeit“ (und der damit verbundenen starken Reduzierung der Arbeitslosigkeit) rasch umgesetzt und nach kurzer Arbeitszeit seiner Bestimmung übergeben. Auch der Viktoria-Luise-Park im Stil englischer Parks wurde 1925 im Zuge des Neubaus der Mühlwangstraße angelegt. Die Pläne für die Straße entwarf der städtische Bauamtsvorstand Spalt, jene des Parkes der Stadtgärtner Gaigg. Die Eröffnung dieses fortschrittlichen Straßenprojektes fand am 26. Juli 1925 statt.
Viktoria-Luise-Park

Fußnoten:
1) In der Gemeindeausschusssitzung vom 13. Juli 1925 brachte Bürgermeister Dr. Thomas (Zusammenfassung in der „Neuesten Post“ vom 25. und 26. Juli 1925, unter dem Titel „Der Kampf um eine Einfahrtsstraße“ zitiert aus Piringer, Band 2 ab Seite 298) einen umfassenden Abschluss-Bericht, aus dem hier die wichtigsten Passagen dargestellt werden.
2) Laut Schießer Villenbuch: S. 74/75: Die Hausherr-Gründe waren ident mit den Michl-Gründen. Aber inclusive des gesamten Areals der Hausherr-Villa (Mühlwangstraße 8 (heute Notariat Weinberger) und reichte von dort bis zur Linzerstraße, mit den Häusern Nr. 14 – 20. Die Familie Hausherr errichtete die Villa 1872/73 und verwendete diese als Nobel-Absteige für prominente Sommergäste. 1897 kaufte Herzog Ernst August das Anwesen und nutzte die Villa in erster Linie als Gästehaus.
3) Poll-Grund: Georgstraße 5, lt. Häuserchronik Krackowizer, heute neuer Standort der Salzkammergut-Apotheke

Dieser Bericht wurde von Günther Stadlmayr verfasst.