Blumenkorso in Gmunden
Mit einem „Korso“ bezeichnete man früher eine Schaufahrt oder einen Umzug auf einem See oder auf einer Straße.
Bild vom 1. Blumenkorso am Traunsee am 31. Juli 1887
Foto aus der Krackowizer-Chronik, Bd. 3, Seite 331
Das geschmückte Boot der Kurverwaltung und der Musikfreunde Gmunden im Jahre 1987
Dieses Foto stammt aus dem Buch „125 Jahre Kurstadt Gmunden“. Das Kurstatut wurde der Stadt Gmunden am 17. Mai 1862 verliehen.
Der Gmundner Blumenkorso war früher eine weithin bekannte Veranstaltung, die viele Besucher aus nah und fern anzog. Verschiedenste Schiffe, große und kleine Boote, Zillen und Plätten, alle schön geschmückt mit echten Blumen oder Papierblumen, mit Girlanden, mit Reisig – mit allem, was Wiese, Garten, Wald und Feld anbot. Sie bewegten sich von der Orter Bucht entlang der Esplanade und der Schiffslände bis zum ehemaligen „Seebahnhof“. Verschiedenste Szenen aus der Geschichte Gmundens wurden dargestellt (z. B. eine Pfahlbauhütte, die Salzschifffahrt, Kaiser und Künstler, auch Tiere waren sehr beliebt). Viele Gmundner Vereine nahmen daran teil und präsentierten sich vor allem anlässlich eines Jubiläums. Manchmal zählte man über 40.000 Besucher. Diese reisten mit dem Zug, dem Bus oder mit Autos, Schiffen usw. zum Korso an. Die Veranstaltung wurde immer an einem Nachmittag in den Monaten Juli oder August, aber nicht zu einem fixen Datum durchgeführt. Oft war ein bestimmter Anlass der Grund für die Durchführung, z. B. Kaisers Geburtstag. Sehr oft suchte man aus dem Adel Personen, die die „Patronanz“ für den Blumenkorso übernahmen. Teilnehmer waren die Traunseeschifffahrt, Schifffahrt Loidl, Vereine, Firmen und auch Privatpersonen. Es wurden sogar Besuchertribünen aufgestellt und Logen gebaut. Sehr oft wurden die Boote von „Preisrichtern“ bewertet und prämiiert. Durch Eintrittsgelder erwirtschaftete man manchmal hohe Summen und verwendete den Reingewinn dann für soziale Zwecke.
Informationen über alle Gmundner Blumenkorsos würden den Rahmen sprengen und außerdem viele Wiederholungen liefern. Daher musste eine Auswahl getroffen werden. Besonders wichtig waren die ersten beiden Blumenkorsos:
Der erste fand am 31. Juli 1887 statt. Anlass war die Gründung des „Gmundner Saisonvereines“ im Jahre 1875. Neunzehn Personen waren die Gründer des neuen Vereins. Der Badearzt Dr. Hans Wolfsgruber wurde zum „Präses“ des fünfköpfigen Direktoriums gewählt. Der Zweck war, „im Interesse der Cur- und Badeindustrie nach Möglichkeiten den Gmunden besuchenden Fremden den Aufenthalt angenehm zu machen und deren Verkehr zu steigern“. So veranstaltete man Konzerte, Tombolas, Ausflüge, Bootsfahrten, Ruderregatten, Hunderennen, Wald- und Wiesenfeste und Tanzveranstaltungen und versuchte Missstände zu beseitigen. Der oben angeführte erste Blumenkorso am See war aber die größte Veranstaltung des Vereins und der Auftakt zu vielen weiteren Blumenkorsos.
1878 schuf man für derartige Veranstaltungen ein eigenes „Vergnügungskomitee“.
Der zweite Blumenkorso fand am 22. Juli 1888 statt und 1889 folgte ein großes „Venezianisches Nachtfest“ mit geschmückten Booten.
Der „Gmundner Saisonverein“ löste sich 1890 auf, da er nur mehr 8 Mitglieder zählte. Das Vereinsvermögen von 1.100 Gulden floss an die 1889 gegründete „Curcommission“. Diese führte die Kurtaxe ein, sie regelte den Kurbetrieb, die Kuranwendungen usw. und führte nun auch Veranstaltungen für Kurgäste durch.
In der Folge werden einige weitere Korsos mit erwähnenswerten Begebenheiten behandelt.
Beim Blumenkorso am 15. August 1891 betrug der Reingewinn 2.500 Gulden. Dieser wurde für humanitäre Zwecke verwendet.
Am 13. August 1893 lautete der Titel des Korsos „Alt-Gmunden“. Man erzielte einen großen Reingewinn.
Am 11. August 1895 erzielte der unter der Leitung des Buchhändlers Emil Mänhart stehende Blumenkorsos einen Reingewinn von 2.700 Gulden.
Im Jahre 1901 übernahm Erzherzogin Elisabeth, die Tochter von Kronprinz Rudolf, die Patronanz über den Blumenkorso. Dieser fand wegen des Todes der Mutter des deutschen Kaisers Wilhelms II. später als üblich statt: erst am 25. August 1901. Aus dem erlauchten Kreis der Preisrichter sind die Gräfin Prokesch-Osten und die Baronin Anka Löwenthal zu erwähnen. 14.500 Besucher zählte man bei diesem Seefest. Die Kapelle des Infanterieregiments Nr. 59 spielte auf. Die Hofloge befand sich vor dem Musikpavillon und links und rechts daneben weitere 210 Logen. Dahinter wurde 1.000 Sitzplätze aufgestellt. Weitere 350 Sitzplätze gab es auf verankerten Salzschiffen gegenüber der Tribüne. Ehrengäste waren Erzherzog Eugen, Ulrich von Württemberg, Herzog Ernst August und Herzogin Thyra von Cumberland mit ihren Prinzessinnen und Prinzen, dann Prinz Konrad von Bayern, Infant Don Alfonso und Infantin Donna Maria von Bourbon d’Este, Fürst und Fürstin Schaumburg-Lippe und alle mit großem Gefolge. Das Schiff von Erzherzogin Elisabeth war mit 550 Stück Riesennelken geschmückt. Ein weiteres Schiff soll noch erwähnt werden. Auf dem Boot des Touristenvereins „Alt Gmunden“ befanden sich ehemalige Salzträger mit ihren „Scherznamen“, wie der Weltumtaucher, das Ofenloch, der Grulati, der Muschalina, der Gwigazn, der Zweifelknopf, und der Punktum-Dini.
Der Blumenkorso 1901
Fotos aus der Gmunden-Chronik von Karl Piringer, Bd. 1, Seiten 81 und 82
Am 15. August 1908 fand der „Kaiser-Huldigungskorso“ zum 78. Geburtstag von Kaiser Franz Josef statt, dieses Mal sogar im Beisein des Monarchen. Die Stadt war zu Ehren des Kaisers besonders geschmückt. Am Kaiserschiff, das als „Historienschiff“ ausgestattet war, wurden Büsten von Kaiser Franz Josef, von Maria Theresia, von Kaiser Josef und von Rudolf von Habsburg mitgeführt. Es folgten andere Schiffe, die weitere Zeitabschnitte darstellten. Der Präsident des Korsos Graf Pachta-Rayhofen konnte einen Reingewinn von 5731,44 Kronen vermelden. Dieser wurde an die verschiedensten karitativen Vereine verteilt.
Kaiserhuldigungs-Blumenkorso in Gmunden am 15. August 1908
Foto aus der Piringer-Chronik, Bd. 1, Seite 286
Der „Kurstadt-Jubiläums-Blumenkorso“, zum 50-Jahrjubiläum, wurde am 13. August 1911 abgehalten. Es sollte das Fest des Jahres werden. Es nahmen teil: die Kaisertochter Gisela mit ihrem Gatten Prinz Leopold von Bayern, der Herzog von Cumberland mit Familie, Prinzessin Luise von Baden, Prinzessin Olga, Herzog Philipp von Württemberg mit Gemahlin, Don Alfonso von Bourbon mit Gemahlin, Statthalter Baron Handel und andere mehr. Gmunden war festlich geschmückt, Logen und Ehrenplätze vorbereitet. Das Wetter war unsicher, doch um 17.00 Uhr starteten die Boote des Ruderclubs in einer Formation, Boote mit Nixen und Knusperhäuschen folgten. Die Fischerinnen brieten Reinanken auf ihrem Schiff, der Trachtenverein und die Theatergruppe nahmen daran teil, und die Jugend präsentierte sich auf einem als Pfahlbaudorf dekorierten Boot. Das Jubiläumsboot wurde von einem goldenen Schwan gezogen, unter einem mächtigen Baldachin thronte Hygeia und auf dem mächtigen purpurnen Segel prangten die Jahreszahlen 1861 - 1911. Nach dem Zug der Schiffe prasselte ein Gewitter nieder. Alles flüchtete ins Trockene! Am Abend war der Spuk wieder vorbei und das Fest konnte fortgesetzt werden.
Das Boot mit den Pfahlbauten
Das Kaiser-Jubiläumsboot 1911
Beide Fotos aus der Piringer-Chronik, Bd. 1, Seiten 376 und 377
Der „Touristenclub“, der in den vergangenen Jahren für die Durchführung der Blumenkorsos verantwortlich gewesen war, löste sich am 11. November 1954 auf und daraus entstand der Österreichische Alpenverein. Die Kurverwaltung von Gmunden übernahm die Organisation von vielen Veranstaltungen, darunter natürlich auch den Blumenkorso. Am 11. August 1955 zählte man beim Blumenkorso ca. 30.000 Besucher. 45 geschmückte Boote fuhren von der Orter Bucht entlang der von Zuschauern dichtgesäumten Esplanade bis zum Seebahnhofgelände. Auch ein Boot der Gmundner Feuerwehr war dabei. Am Vortag fand eine Jubiläumsregatta statt und am Abend ein großes Feuerwerk.
Ca. 10.000 Autos und ca. 45.000 Besucher sahen den Blumenkorso am 5. Juli 1962. Dieser stand unter dem Motto: „100 Jahre Kurstadt Gmunden“. Feuerwehr, Gendarmerie und Stadtpolizei waren im Großeinsatz, um den Besucherstrom und den Autoansturm zu lenken.
Blumenkorso am 5. Juli 1962
Fotos aus der Herrmann-Chronik, Bd. 1, Seiten 579, 580
Dieses Foto vom Blumenkorso 1985 zeigt eine Aufnahme des Schiffes des „Turnvereines Gmunden 1861“ mit einer „Seeroseninsel“. Auf dem Schiff wurde eifrig geturnt!
Foto aus dem Buch "125 Jahre Kurstadt Gmunden"
Der letzte Blumenkorso fand 1990 statt. Das „Erstboot“ war damals der Raddampfer Gisela mit der Stadtkapelle Gmunden an Bord. Auch die geschmückte Straßenbahn war am Land am Korso beteiligt!
Plakat für den Blumenkorso 1990
Foto im Besitz der Kurverwaltung
Vom Gmundner Blumenkorso wurden auch Postkarten wie diese zum Kauf angeboten! Die Originale befinden sich im Privatbesitz von August Mayer.
Ab 1987 veranstaltete die Kurverwaltung auch Autokorsos entlang der Esplanade mit geschmückten Oldtimern und blitzblank geputzten Sportwagen. Hübsche Frauen saßen auf den Motorhauben oder im offenen Cabriolet.
Am 11. Juli 1987 fand bei Kaiserwetter ein „Autoblumenkorso mit internationalem Cabriotreffen“ statt. 15.000 Besucher sahen den Korso auf der Esplanade mit 80 geschmückten Fahrzeugen. Vom Yachtclub bis zur Schiffslände standen die Besucher und bestaunten Oldtimer, Cabrios, Limousinen, Sport- und Luxuskarossen anlässlich des Stadtfestes „125 Jahre Kurstadt Gmunden“.
Ein blumengeschmückter Oldtimer beim Gmundner Autokorso 1987
Foto aus dem Buch "125 Jahre Kurstadt Gmunden", Seite 91
Vielleicht gibt es wieder einmal einen Blumenkorso am See. Das Narzissenfest in Bad Aussee zieht alljährlich tausende Besucher an, das sollte ein Ansporn und Vorbild sein! See und Esplanade eignen sich dafür hervorragend! Das Jahr 2024 wäre ein entsprechender Anlass für einen Gmundner Korso!
Diesen Beitrag verfasste August Mayer, der Obmann des Gmundner Musealvereins.
Verwendete Literatur:
Dr. Ferdinand Krackowizer, Geschichte von Gmunden
Karl Piringer, Gmundner Chronik
Erwin Herrmann, Gmundner Chronik
125 Jahre Kurstadt Gmunden, mehrere Verfasser