Keramikglockenspiel am Gmundner Rathaus
Im Februar 1957 reifte im Rahmen einer Keramik-Tagung der Kurkommission die Idee, in Gmunden, am Rathaus ein Keramikglockenspiel zu errichten. Geplant war ursprünglich eine Ausführung aus Gmundner Keramik. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, für die Errichtungskosten zu spenden. Die von der Gmundner Keramikfabrik erzeugten Glocken erwiesen sich jedoch im Test als nicht klangtauglich, deshalb übertrug man der weltberühmten Porzellan-Firma Meißen den Auftrag, und diese flammte vorerst 18 Glocken in Gmundner-Dekor. Im Jahr 1993 erweiterte man deren Anzahl auf 24.
Bei einer internationalen Keramikertagung im Jahr 1956 tauchte erstmals der Gedanke auf, dass sich das Rathaus in Gmunden mit dem vorgelagerten dreiseitig umbauten Platz für die Anbringung eines Glockenspieles geradezu anbieten würde. Die Kurkommission griff diese vom Hotelier Ernst Holzinger ausgesprochene Idee auf. Da es damals in Österreich noch kein keramisches Glockenspiel gab und Gmunden ja eine bekannte Keramikstadt ist, entschloss man sich dazu, ein solches in der Stadt zu errichten.
Als Aufstellungsort wurde die oberste Loggia des Rathauses ausgewählt. Nach den eingeholten Offerten betrugen die Anschaffungskosten des automatischen keramischen Glockenspiels ungefähr 80.000 S. Es handelt sich dabei ursprünglich um 17 verschiedene Glocken in einer Größe von 20 cm bis zu einem halben Meter, die aus Keramik hergestellt und in der Alt-Gmundner Glasur grüngeflammt werden sollen. 21. Februar 1957.
Um sich ein Urteil bilden zu können, hat die Stadt Lüneburg entgegenkommenderweise aus freien Stücken eine Tonbandaufnahme von ihrem Porzellan-Glockenspiel mit 41 Glocken gemacht und diese der Traunseestadt zur Erprobung der akustischen Wirkung übersandt. Die Bevölkerung hatte im Mai 1957 Gelegenheit, sich über den Klang eines keramischen Glockenspieles von der Loggia des Rathauses mit eigenen Ohren zu überzeugen. Der Versuch fiel - ohne jede Verstärkung - zufriedenstellend aus. Damit war der Weg frei für die Produktion der Glocken. Nun musste noch für das dafür nötige Geld gesorgt werden. Das schaffte man mittels Haussammlungen. Diese fanden ab Juni 1957 statt.
Die Stadtgemeinde Gmunden wollte eigentlich die keramischen Glocken von der Firma Gmundner Keramik herstellen lassen. Doch deren Produkte eigneten sich nicht für Glocken. So hielt man Ausschau nach einem artverwandten Werkstoff. Die Glocken wurden dann in Meißen bei der weltberühmten Porzellan-Manufaktur erzeugt und mit dem Gmundner Dekor bemalt.
Der damalige Bürgermeister Piringer und Herr Prielhofer begutachten zwei Glocken.
Foto: Archiv Hans Wagneder
Die Glocken hängen im Giebel der obersten Loggia, direkt unterhalb der Rathausuhr, den beiden Wappen und dem Reichsadler.
Das Glockenspiel unterhalb der Rathausuhr, den beiden Wappen
und dem Reichsadler
Foto: Hilde und Willi Senf
Am 11. Mai 1958 erklang das einzige keramische Glockenspiel in Österreich zum ersten Mal vom Gmundner Rathaus. Das Glockenspiel bestand damals noch aus 18 verschieden großen, traditionell grüngeflammten Glocken. Es wird bis heute von einem mit der elektrischen Rathausuhr gekoppelten Werk automatisch betrieben. Folgende Musikstücke stehen zur Verfügung: „Die Forelle", „Brahms Wiegenlied", „Hoch vom Dachstein an“, „Zu Straßburg auf der Schanz", ein Bruckner Motiv und das „Ebenseer Krippenlied“. Die verschiedensten Melodien klingen von der obersten Loggia des Rathauses herab, inzwischen auch die Titelmelodie der Fernsehserie “Schlosshotel Orth”.
Seit 1993 umfasst das Glockenspiel 24 Klangkörper.
Spielzeiten
Sommer: 10, 12, 13, 14, 15, 16 ,17 und 19 Uhr
Adventszeit: 10, 12, 14, 16, 17, 18 Uhr
übrige Zeit: 10, 12, 14, 16, 19 Uhr
kein Spielbetrieb vom 6. Jänner bis zum Frühlingsbeginn
Foto: Ingrid Bögner
Der Beitrag wurde von Holger Höllwerth verfasst.