Heiliges Bründl
Dieser Brunnen führt Trinkwasser und befindet sich in unserer Stadt am Brunnenweg, dort wo der Quellenweg und die Moosgasse den Brunnenweg kreuzen. Das schöne Brunnenhaus spendet seit über 500 Jahren Trinkwasser aus einem Rohr über einem Becken aus grauem Stein. Der Brunnenaufbau darüber ist aus rotem Stein (vermutlich Traunseemarmor). Das Wasser fließt aus einem Rohr aus dem Maul eines Widders. Die Quellfassung der Stadtgemeinde ist ca. 80 m oberhalb des Brunnenhauses am Brunnenweg, dort tritt das Wasser mit einer Mächtigkeit von 6 bis 10 Sekundenlitern an die Oberfläche in einer Seehöhe von 450,8 Metern, ca. 27,5 m über dem Seespiegel. Überflüssiges Wasser fließt unterirdisch in Rohren Richtung Stadt Gmunden.
Dieses Bild von der sog. Verteilerstube stammt aus dem Jahr 1915.
Dieses Foto zeigt, dass das Hl. Bründl früher drei Bronzeausläufe / Wasserspeier hatte. Auf dem Foto ist rechts im Hintergrund die hölzerne Brunnstube zu sehen.
Die im Bild aus dem Jahr 1915 zu sehenden 3 bronzenen Löwenköpfe wurden im Ersten. Weltkrieg im Zuge einer Metallsammlung entfernt und durch einen Zink-Widderkopf ersetzt. Das Becken des Brunnens besteht aus rotem Marmor und ist im Laufe der Zeit mit Sinterkalk überzogen. Das Überwasser des Hl. Brunnens speist neben genannten Grandern auch die Kneippanlage in der Höchmüllergasse.
Früher gab es – neben den Hausbrunnen – im Stadtgebiet nur vier öffentliche Brunnen. Zwei Brunnen waren am Marktplatz, einer am Rinnholzplatz und einer beim Christophstor (beim heutigen Stadttheater).
Kaiser Maximilian I. erwarb im Jahre 1515 von der Herrschaft Mühlwang den Brunnen und ließ auch ein Brunnenhaus errichten. Die eingemeißelte Jahreszahl 1870 am Brunnenhaus weist aber auf eine Renovierung des Brunnenhauses hin. Der Kaiser sorgte 1515 auch dafür, dass das Wasser in Holzrohren in den heutigen Kammerhof geleitet wurde. Der Wohltäter der Stadt versorgte mit dem „trefflichen Wasser des ‚Heiligen Brunnens‘ das landesfürstliche Amtshaus zu Gmunden und zu Nutz gemainer Stadt daselbst.“ Als die Leitung nach Jahren schadhaft geworden war, ließ sie der Nachfolger von Kaiser Maximilian Kaiser Ferdinand I. wieder erneuern. Die Quelle spendete vortreffliches Trinkwasser, doch kam es auch öfter vor, dass sie versiegte. Das wird z.B. aus den Jahren 1638 oder 1725 berichtet. Auch von 1802 versiegte die Quelle im November, und es sprudelte erst im März 1803 wieder sauberes Wasser. Das erlebten die Gmundner ebenso in den Jahren 1834 / 1835.
Auch in jüngerer Zeit blieb die Quelle trocken: zuletzt im Sommer 2018.
Auch das Kapuzinerkloster (ab 1643) und das Herberstorffsche Haus am Klosterplatz werden zum Beispiel mit dem Wasser aus dem Heiligen Bründl versorgt.
Eine Sage berichtet auch von einem blutigen Streit zwischen Leuten der Herrschaft Mühlwang und den ansässigen Nachbarn, als das Wasser wieder einmal sehr spärlich floss. Blut aus dem Kampfgeschehen drang in den umgebenden Boden ein, und die Quelle versiegte sofort. Erst eine Bittprozession mit dem Pfarrer an der Spitze führte zum Erfolg und das Wasser aus dem „HEILIGEN BRUNNEN“ begann wieder zu fließen.
Der Keramikbrunnen am Rinnholzplatz, der Brunnen am Marktplatz, der Brunnen am Klosterplatz und der Brunnen am Rathausplatz werden mit dem Wasser des „Hl. Bründls“ gespeist. Aus dem Brunnen beim Plassauerhof (beim Geschäft Reingruber) und beim Fehrwehrdepot in Traundorf fließt ebenfalls Wasser vom Hl. Bründl.
Das dazu gehörende Brunnenhaus, auch Quellstube genannt, steht auf Fundamenten aus der Zeit von Kaiser Maximilian I. Das vorerst hölzerne Brunnenhaus wurde in den 1950er Jahren gemauert. In ca. 2 m Tiefe - ebenerdig gemessen - entspringt genau in der Mitte die Quelle. Von dort führt ein steingemauerter begehbarer Stollen aus der Maximilianzeit bis zur Hälfte der unterhalb gelegenen Verteilerstube. Das Wasser des Hl. Brunnens versorgt alle öffentlichen Brunnen der Stadt. Das Überwasser führt zum Teil über Grander (Kaltenbrunner, Harringer Schlagenstraße, alten Bahnhof zur Annastraße, Teich hinter Preinersdorfer "Muchateich" Hochmüllergasse) und mündet beim Frauscher in den Traunsee.
Das sog. Brunnenhaus
Foto: Archiv Wagneder
Diesen Beitrag zu den "Gmundner Schätzen" verfasste der Obmann des Gmundner Musealvereines August Mayer. Den Schlussteil über das Brunnenhaus hat Hans Wagneder beigesteuert.
Verwendete Literatur:
Dr. Ferdinand Krakowizer: Geschichte der Stadt Gmunden Bd. I – III 1898ff.
Das Gmunden-Taschenbuch: Eigenverlag des Gmundner Musealvereines 2008
Auf den Spuren der Habsburger in Gmunden und dem kaiserlichen Kammergut, Kammerhofmuseum Gmunden, Kustos Ingrid Spitzbart 1993.