Die Pestsäule in Gmunden
Die Pestsäule steht in Gmunden am Klosterplatz. Sie stand bis vor drei Jahren rechts vor der Stiege zur Kapuzinerkirche. Jetzt befindet sich die Säule nach der Neugestaltung des Stiegenaufganges weiter oben, links neben der Kapelle, ein wenig versteckt und unscheinbar. Sie wird oft mit der Bauernkriegssäule verwechselt und ist eigentlich etwas bescheiden gegenüber anderen Pestsäulen wie zum Beispiel der Pestsäule in Linz am Hauptplatz. Und dennoch zählt sie zu „Gmundens Schätzen“, weil sie an schwere Zeiten durch die Pest in Gmunden erinnert. Unsere Stadt wurde in der Vergangenheit durch viele Krankheiten wie Typhus, Blattern, asiatische Cholera usw. heimgesucht, aber keine dauerte so lange und forderte so viele Opfer! Schuld war durch viele Jahrzehnte meistens schlechte Hygiene und die mangelhafte Fäkalienabfuhr!
Die Pestsäule am Standort 2020
Im Jahre 1552 trat diese Seuche erstmals in Gmunden auf und man bezeichnete sie damals als „Infektion“ und "Drüsen- oder Bubonenpest des Orients".
Im Jahre 1570 wird berichtet, dass die Seuche abermals in unserer Stadt ausbrach. Viele Bürgerinnen und Bürger starben daran. Kaiser Maximilian II. hatte schon 1568 Vorsichtsmaßnahmen erlassen, und die Gmundner ließen nur mehr Personen durch die Stadttore, die aus seuchenfreien Gebieten kamen. Auch „Hygienemaßnahmen“ wurden ergriffen (z. B. die Desinfektion der Stadtpfarrkirche durch „mehrmaliges Ausräuchern mittels angebranntem Wacholdergesträuch“, Wirte mussten Wanderern aus gefährdeten Gebieten die Unterkunft verweigern….). Im Jahre 1570 beklagte man 42 Verstorbene aus allen Bevölkerungsschichten, z. B. die begüterte Familie des Georg Gfeller mit 4 Personen. Der neue Stadtrichter durfte erst nach Wien zur Angelobung reisen, „wenn es in Gmunden besser wurde“. 1575 waren angeblich in der Stadt und im „Burgfried“ keine Toten mehr zu beklagen. Aber 1576 wurde die Pest wieder durch den infizierten Hieronymus Härder, der über den See kam, eingeschleppt. Die gesamte Familie starb.
1606 grassierte die Pest in anderen Orten und Städten. Man ergriff Vorsichtsmaßnahmen. Nun gab es Aufträge zur „Sauberkeit auf Plätzen, Straßen und in den Häusern“ und das Verbot der Reisetätigkeit nach Linz. Bäder und Schulen mussten geschlossen werden. „Schweine durften nicht auf die Gassen, das Ausgießen von allerlei Unsauberkeit auf die Gassen“ war verboten, die Tore wurden mit Wachposten besetzt, sie durften keine Personen aus gefährdeten Gebieten einlassen. Fremde Personen mussten ein bis drei Tage warten – heute würde man sagen, sie mussten in Quarantäne – dann erst wurden sie eingelassen. Ein „Siechenhaus“ wurde im Ortsteil Kranabeth „mit Bader und Gehilfen“ zur Aufnahme von Infektionskranken eingerichtet. Trotzdem gab es durch die Pest immer wieder Tote . Auch der Salzamtsmann Prugglacher wurde ein Opfer der Infektion.
Im Jahre 1625 wurde die Seuche, die man jetzt immer öfter als „Pest“ bezeichnete, wieder in unsere Stadt eingeschleppt. Durch diese Krankheit wurden abermals sehr viele Menschen in Gmunden getötet. Es gab ja keine wirksamen Medikamente! Die Stadt stellte zwei Leichenträger ein, die die Toten außerhalb der Vorstadt Kranabeth in der sogenannten „Sauweide“ bestatteten. Oft sehr rasch und ohne Sarg!
1672 wütete die Pest in Traundorf, und die Vorstadt wurde 13 Wochen lang abgesperrt. Die Bewohner wurden von Ärzten betreut und mit Nahrungsmitteln auf Kosten der Stadt versorgt. Mit diesen Maßnahmen verhinderte man ein Eindringen der Pest in die Stadt. Viele Menschen verstarben im Stadtteil Traundorf an der Pest.
Der Stadtrichter Johann Georg Vorrig (eine Straße ist im Weyer nach ihm benannt!) ließ zur Erinnerung an die vielen Pestopfer und aus Dankbarkeit für die Überwindung der Seuche im Jahre 1674 eine Pestsäule vor dem Hause Linzer Straße 2, damals ein Hafnerhaus (heute Konditorei Hinterwirth) errichten. Die Säule wurde später auf den Klosterplatz versetzt.
Details der Gmundner Pestsäule
Der Hl. Sebastian Die Kreuzigung Christi
Der Hl. Rochus Die Mutter Gottes
Ein Sockel trägt eine runde Säule und darauf ist der Bildstock. Die Reliefs aus Stein auf dem Kapitel zeigen die Kreuzigung Christi, die Mutter Gottes und die Pestheiligen, den Hl. Rochus und den Hl. Sebastian. Darüber schützt ein kleines Dach die Reliefs und ein Doppelkreuz ist darauf angebracht.
Der Säulensockel mit Inschrift
Darauf steht:
Den Text der Inschrift hat Prof. Eckhard Höllwerth "entziffert".
1679 grassierte in Wien und anderen Städten die Pest. Sie kam immer näher an Gmunden heran, sodass im Jahre 1680 das obere Stadttor von September bis Februar 1681 geschlossen wurde. Fremde Personen mussten „Gesundheitszeugnisse“ vorweisen und „schwören, dass sie gesund seien und nicht aus infizierten Gebieten kommen“, Desinfektionen mit Räucherungen (Pech, Schwefel, Speik und Asanth…) wurden veranlasst. Märkte wurden abgesagt. Der Wochenmarkt wurde aber abgehalten! Doch alles nutzte nichts, die Pest erreichte auch unsere Stadt. Der Bader Hans Höllriegel wurde „ausgesetzt“ und musste mit Gehilfen, vier Wärterinnen und vier Leichenträgern, im Siechenhaus seine traurige Arbeit verrichten, die Kranken pflegen und schließlich begraben.
Man verwendete auch etwas sonderbare Medikamente , wie z.B.: „Corallentinktur, Spanische Giftlawergen, ein Digistifsalbel, präpariertes Hirschhorn, verschiedene Pulver, Wässerlein und Pflaster…“. Doch 13 Tote mussten begraben werden.
1714 wurde die Seuche offenbar zum letzten male wieder eingeschleppt. Diesmal weiß man sogar die Verantwortlichen. Heute nennt man das Kontakt-Tracing! Der Rauchfangkehrergehilfe Ruprecht Meysträtt und sein Lehrling, die bei dem Rauchfangkehrermeister Hans Adam Pößkraut, Rinnholzplatz 5, arbeiteten, hatten sich bei ihrer Arbeit im Gebiet von Frankenmarkt, Vöcklamarkt und Frankenburg angesteckt. Beide starben und in der Folge auch wieder Gmundnerinnen und Gmundner. Der Chronist berichtet von 18 Toten. Überlebende von Familien mussten in Isolation und auch in das Siechenhaus nach Kranabeth, auch der Pfarrer durfte sie nicht besuchen. Doch es half nichts! Der Bader Ulrich Fretscher und beinahe die gesamte Familie Pößkraut mit allein zehn Personen verstarben. Nur der Rauchfangkehrer Pößkraut überlebte. Langsam klang die Pest ab. Pößkraut ließ im Jahre 1714 eine Kapelle errichten, weil er von der Pest verschont geblieben war. Diese Kapelle steht heute noch am Bräuhausberg, dort war auch die Begräbnisstätte für die Pesttoten („Sauwoad, Siechenwiese“). Man nennt heute noch diese Kapelle die „Pestkapelle am Bräuhausberg“.
Die Pestkapelle am Bräuhausberg
Mehrere Maßnahmen von damals erinnern den Verfasser dieses Berichtes an Maßnahmen, die die Regierung anlässlich der weltweiten Corona Pandemie in den Jahren 2020/21 erließ.
Diesen Beitrag verfasste Obmann August Mayer im Jänner 2021!
Alle Fotos: August Mayer
Verwendete Literatur:
Dr. Ferdinand Krakowizer, „Geschichte der Stadt Gmunden“. Bd. 3
„Das Gmunden Taschenbuch“, Gmundner Musealverein, 2007, verschiedene Verfasser