Linzerstraße

In diesem Beitrag wird die Linzerstraße ausführlich „geschäftlich“ betrachtet. Den Abschluss bildet ein Exkurs zum Thema „Der Kampf um eine Einfahrtsstraße“.

Die natürliche Lage der Stadt Gmunden bringt es in vorteilhafter Weise mit sich, dass der Personen- und Frachtverkehr nach und von derselben teils zu Lande, teils zu Wasser vollzogen werden kann (Krackowizer, Bd 2. S. 239 ff.). Eine dieser Straßen war die einstige „Poststraße“ von Gmunden über Laakirchen-Lambach-Wels nach Linz, die als Linzerstraße am rechten Traun-Brückenkopf - im "Traun-Dorf" - ihren Anfang nahm und ihr den Namen gab.
Das „Traun-Dorf“, das zur Herrschaft Ort gehörte, wurde von Gmunden 1592 gekauft. Erst 1637 wurde dieses Gebiet als „Vorstadt Traundorf“ in das Stadtgebiet eingegliedert – aber vorerst nur die Häuser am rechten Brückenkopf der Traun und in der Linzerstraße. Bereits davor war das Traundorf für die Stadt von großer wirtschaftlicher Bedeutung wie z.B. durch die Anlandung der Schiffe ("Schiffslände") und auf Grund von Lagerplätzen oder der zahlreicher Betriebe in der Linzerstraße.

Die ältesten Dokumentationen der Gebäude (entnommen aus der Häuserchronik von Krackowizer, S. 281 ff. und 313 ff.) in diesem Straßen-Abschnitt gehen auf die Jahre 1569 (Linzerstr. 14), 1576 (Linzerstr. 3) 1582 (Nr. 2) 1588 (Nr. 5) und 1589 (Nr. 7), zurück. Somit sind diese Häuser altersmäßig durchaus mit jenen in der „Altstadt“ (Traun- und Kirchengasse, Marktplatz) vergleichbar.

Dieser Bericht wird sich auf den relativ kurzen – aber für die Stadt wichtigen - Abschnitt der Linzerstraße von deren Beginn beim Klosterplatz bis zum Schloss Mühlwang beschäftigen und insbesondere die starken geschäftlichen/betrieblichen Veränderungen der letzten 50 Jahre versuchsweise darstellen – Häuser ohne betrieblichen Hintergrund wurden daher nicht bildlich dargestellt. Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und basiert für diesen Zeitraum großteils auf Erinnerungen des Verfassers bzw. Erzählungen.

 
Blick in den Beginn der Linzerstraße

In einem Exkurs wird schlussendlich auf die Jahrzehnte dauernden Versuche einer „sinnvollen und machbaren“ Verbindung zwischen der Linzerstraße zur Georgstraße eingegangen. Gute Entscheidungen benötigten auch schon in früheren Jahren manchmal sehr lange Entscheidungsphasen.


Hochwasser in der Linzerstraße im Jahr 1899
Zeichnung von Adolf Fischer
Krackowizer: Geschichte von Gmunden Bd. 3, S. 278f.

Linke Straßenseite - ungerade Hausnummern

Linzerstraße 1

 
Das Haus heute und um 1900

Erste Dokumentation 1603 als Grießlerhaus. Im Lauf der Jahre waren Handschuhmacher, Zinngießer, Färber, Hafner und Kapitän Johann Kagerer Eigentümer. In diesem Gebäude hatte vor dem Zweiten Weltkrieg der Goldschmied Beaupré seinen Betrieb. Das Haus wurde in den 1950er Jahren abgerissen und neu aufgebaut. Im Neubau waren das Büroartikelgeschäft Albert Luer und Elektro Schier. Dann ist dort gemeinsam mit den beiden Nachbar-Häusern die Galerie 422 von Frau Lössl eingezogen.

Linzerstraße 3                                             

Erste Erwähnung im Jahr 1576. In diesem Gebäude, auch Bäckerhaus genannt, war fast durchgehend eine Bäckerei untergebracht. Bei der Renovierung wurde eine Sgraffiti-Fassade frei gelegt. In den 1920er Jahren war hier das Delikatessengeschäft Lettner, in den 1950er und 1960er Jahren das Milchgeschäft Spitzer und der Herrenfriseur Grabenberger untergebracht. Heute Galerie 422.

Linzerstraße 5                                                                     

 
Dieses sog. Ledererhaus wurde erstmals 1588 erwähnt. Über mehrere Jahrhunderte hindurch wurde hier das Lederergewerbe ausgeübt. In den 1950er Jahren war hier noch ein Lederwarengeschäft der Familie Meingast/Kitzmantel untergebracht. In den 2010er Jahren befand sich darin kurz ein Friseurgeschäft. Jetzt wird das gesamte Objekt als Wohnhaus genutzt. Fassadenschmuck und Fresko stammen aus dem
18. Jahrhundert. Im Kammerhofmuseum sind seit kurzem zwei Gouachen von Franz und Elisabeth Asam zu sehen, die von 1775 bis 1814 Besitzer dieses Hauses waren.

Linzerstraße 7


Dieses bereits 1589 erwähnte Haus – ebenfalls ein Bäckerhaus – wurde bis vor kurzem durchgehend als Bäckerei genutzt und ist seit 1885 im Besitz der heute noch als Eigentümer aufscheinenden Bäckerfamilie Hinterwirth. Die Bäckerei wurde 1869 als "Bäck im Bruckviertel" gegründet. Heute dient es nur mehr als Wohnhaus.

Linzerstraße 9


Erstmals wurde dieses Objekt 1589 erwähnt. Auch in diesem Haus waren Lederer tätigt. Später scheinen dort Drechsler, Tischler, ein Gastwirt und Kaffeesieder als Eigentümer auf. Von 1907 bis 1923 war im Anbau das „Café zur Stadt Linz“. In den 1960er-Jahren waren dort der Maschinenhändler Lukas sowie ein Orientteppichgeschäft untergebracht. Derzeit betreibt dort die Eigentümerfamilie Plank im Parterre ein Geschäft für gebrauchtes Spielzeug. Das übrige Objekt wird als Wohnhaus benutzt.

Linzerstraße 11


Auch hier – sicher wegen der Nähe zur Traun – war ein Lederer und Weißgerber beheimatet. Dieses Objekt wird erstmals 1604 als Weißgerberhaus genannt.
Von 1900-1950 war in diesem Haus das Anna-Bad untergebracht, in welchem z.B. 1923 Wannenbäder, Solebäder (Sole ist mit dem Schiff angeliefert worden!), Fichtenabsud- und –extraktbäder, Kiefermoorbäder, Kohlensäurebäder angeboten wurden. Auch eine Fleischhauerei war bis in die 1970er Jahre in diesem Gebäude. Sie wurde von der Familie Dahle betrieben. Diese war und ist auch heute noch Eigentümer der Liegenschaft. In den letzten Jahren sind unterschiedlichste Branchen im ehemaligen Geschäftslokal eingemietet gewesen. Im Anbau war unter anderem ein Büro des Alpenvereins. Jetzt ist dort die Putzerei Schweibinz mit einem Lagerraum eingemietet.

Der an der Außenmauer angebrachte Mauerbildstock stammt vermutlich aus der Zeit der Errichtung des Gebäudes um 1604. Erwähnenswert ist auch der Marmortürstock mit einem Hausbild über der Haustür.

 


Alte Aufnahme von diesem Haus

Linzerstraße 13 - Freisitz Mühlleiten - heute Kurzmühlgasse 6


Um 1550 scheinen die Mühlwanger als erste Besitzer von Mühlleiten auf. Mühlleiten war seit langem eine Mühle. 1827 erwirbt Franz Kurz, ein Müller in Hallstatt, das Objekt. Seitdem wird Mühlleiten im Volksmund auch „Kurzmühle“ genannt. Die Erben verkaufen 1880 das Anwesen an die Papierfabrik Eichmann und Companie in Arnau an der Elbe. In der Folge wird Mühlleiten in ein Sägewerk mit Turbinenantrieb umgebaut, 1888 dann in eine Holzschleife. Diese wird 1897 an die Papierfabriks-Actiengesellschaft „Styrermühle“ verpachtet und 1901 von der Papierfabrik Steyrermühl erworben. Die technischen Anlagen incl. der Gebäude wurden abgebaut. Die Kurzmühle ist seit vielen Jahren in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.
(siehe auch im Beitrag "Freisitze in Gmunden" den Eintrag "Mühlleiten")

Linzerstraße 15


Die Buch- und Papierhandlung Lüters, o. J.
Quelle: Archiv Pucher Franz

Erstmals erwähnt wurde dieses Haus im 17. Jahrhundert. Im Laufe der Jahre waren hier ein Goldschmied, ein Drechsler, ein Fasslmacher, ein Stadtmaurermeister, ein Siebmacher tätig bzw. wohnhaft. In den 1950er Jahren war hier das Geschäft Lüters (= Papiergeschäft und Buchbinder), dann das erste Geschäft von Albert Luer und die Schusterei Hauser mit ihrem 2. Geschäft. Jetzt gehört das Haus zur Reinigung Schweibinz

Linzerstraße 17


Die Häuser Linzerstraße 15 und 17 heute

Ebenfalls im 17. Jahrhundert wird dieses Haus erstmals erwähnt. Im Laufe der Jahre gehörte es einem Steurer (Steuermann), einem Weber und einem Leinwathzusammenleger sowie einem Drechsler. Seit Ende der 1950er Jahre ist dort die Reinigung Schweibinz untergebracht. Vorher war dort Herr Schwerter mit seinem Schusterbetrieb.

Linzerstraße 19
Erstmals erwähnt 1613. Laut Krackowizer-Häuserchronik gehörte dieses schmale Objekt einem Nauförd (Schiffmann) und Wagenlader. Dzt. unbewohnt.

Linzerstraße 21
Erstmals erwähnt im Jahre 1661. Dieses in den letzten Jahren renovierte Objekt gehörte einem Fuedertrager, einem Schiffmann, einem Handschuhmacher, einem Schirmmacher und einem Schuhmacher. 1923 wird der Rauchfangkehrer Heinrich Moser als Besitzer angeführt. Dem Verfasser ist dieses Haus nach einem späteren Besitzer als „Weith-Haus“ bekannt.

Linzerstraße 23


Bereits 1603 wurde dieses Haus eines Hueterers (Hutmacher) erwähnt bzw. anschließend als Handschuhmacherhaus bezeichnet. Auch ein Schiffmann wird als Eigentümer ausgewiesen. In den 1950er Jahren waren - bevor es auf Linzerstraße 1 übersiedelt -hier das Elektrogeschäft Schier und auch ein Tapezierer untergebracht. Das ebenfalls renovierte Haus dient heute als Wohnhaus. Es ist jetzt ein „Durchhaus“ zum dahinter liegenden Haus Nr. 23a.

Linzerstraße 25
Ebenfalls im 17. Jahrhundert (keine genaue Jahresangabe vorhanden) wird dieses Gebäude erwähnt. Schiffleute und Steurer (Steuermann) waren die Eigentümer. Es dient als Wohnhaus.

Linzerstraße 27
Ein weiteres Schiffmannhaus ist dieses Objekt. 1639 weist es als Eigentümer einen Gärtner aus. Anschließend waren ein Brotsitzer (Brotverkäufer), Grießler (Greißler) und Spengler als Eigentümer ausgewiesen. Dieses kleine Objekt wurde vor einigen Jahren abgerissen und das Areal wird seither als Parkplatz benutzt.

Linzerstraße 29
Das Grundstück beherbergte 2 Objekte: Ein ca. 1740 erbautes Haus und das dahinter befindliche Objekt Linzerstraße 29a aus 1866.

Beide Objekte wurden 2019 abgerissen und in das Projekt Traunterrassen integriert.

Linzerstraße 31
Auch das Objekt Linzerstraße 31 wurde als Wohnhaus genutzt, aber 2019 abgerissen. Letzte Eigentümer waren Angehörige der Familie Pürstinger. Nach dem Abriss wurde das Objekt ebenfalls in das Wohnprojekt „Traunterrassen“ integriert.

Linzerstraße 33 und 35


In der Krackowizer-Chronik scheint für beide zusammengebaute Objekte kein Datum der ersten urkundlichen Erwähnung auf. Das Objekt Nr. 33 dürfte 1740 erbaut worden sein und war ein Schiffmann-Haus. Auch ein Krämer war hier tätig. Anfangs der 1950er Jahre war hier die Gemischtwarenhandlung Ramböck untergebracht und das Objekt diente als Wohnhaus der Familie Halbmayr, die die Drogerie-Ofner am Brückenkopf betrieben hat. Das Haus Nr. 35 war immer ein Wohnhaus – wie jetzt auch das Haus Nr. 33. 

Linzerstraße 37


Zu den ältesten Häusern der Linzerstraße zählt dieses bereits um 1500 erstmals erwähnte Objekt. Es gehörte einem Leinweber und einem Kürschner. Anschließend wird es als Schiffmannhaus, Gasthaus „Zum scharfen Eck“, und anschließend als „Wirt am Berg“ geführt. In den 1970er Jahren war darin das Speiselokal
„Lambi-Mambi“ untergebracht. Jetzt ist es wieder ein Wohnhaus

Linzerstraße 39


Nicht als historisches Gebäude, aber aus wirtschaftsgeschichtlicher Sicht ist dieses Haus erwähnenswert, weil dort bis in die 1960er Jahre die Schuherzeugung Meingast untergebracht war. Heute sind in diesem Haus ausschließlich Wohnungen.

Linzerstraße 41
Erste Datierung (aber schon vorher bestehend) im Jahr 1749 als Schiffmannhaus. Heute Wohnhaus.

Linzerstraße 49
1818 erstmals erwähnt. Es wurde „Ramsauerhäusel an der Wiesen“ genannt.

Linzerstraße 51
1817 erstmals erwähnt. Es nannte sich „Häusel am Bründl in der Wiesen“.

Linzerstraße 59 (früher: Nr. 53) 
Historisch interessant ist weiters dieses Objekt: 1662 wurde Mühlwang durch Kaiser Leopold I. wieder zu einem „Land- und befreyten adeligen Gut“ erhoben. Zugleich wurde das Privileg ausgesprochen, Tavernen, ein Brauhaus, Mühlen und Schmieden zu erbauen. 1816 wird in der Krackowizer-Häuserchronik – in diesem Nebengebäude von Schloss Mühlwang - eine Taverne erwähnt. Diese war bis in die 1950er in Betrieb. Zuletzt wurde sie von der Familie Seitz betrieben. Ab 1876 gehörte dieses Objekt vorübergehend den Ehegatten Forstinger, Bräuer zu Eggenberg (Vorchdorf).


Foto: Sammlung Dickinger, Facebook

Linzerstraße 61 - Schloss Mühlwang (früher Linzerstraße 55)


Dieser Stammsitz der Mühlwanger aus Steyr wird erstmals 1305 mit Herbort dem Muhlwanger erwähnt. 1608 wurde Maximilian Hacklberger von Höhenberg auf Weyer durch Kaiser Rudolf II. mit Mühlwang belehnt. Dieser verkaufte das Schloss 1614 an den Gmundner Bürger Leopold Pötsch, wodurch Mühlwang vorübergehend seine adeligen Freiheiten verlor.
1662 wurde Mühlwang durch Kaiser Leopold I. wieder zu einem „Land- und befreyten adeligen Gut“ erhoben. 1868 ging der Besitz an Karl Klusemann. Dieser errichtete ab 1873 im südlichen Bereich des Parkes (der bis zur heutigen Ecke Mühlwangstraße /Kliemsteinstraße reichte – siehe Ausschnitt aus Urmappe) eine Villa (= Villa Klusemann; siehe dort). 1901 ging Mühlwang an Herzog Ernst August von Cumberland. Seine Nachkommen trennten sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder von Mühlwang. Heute besitzen das Schloss samt Nebengebäude private Eigentümer - die Gebäude sind in Wohnungen aufgeteilt.
Um das Schloss rankt sich die Sage von dem heiligen Brunnen in Gmunden.

rechte Straßenseite - gerade Hausnummern

Linzerstraße 2 - jetzt Klosterplatz Nr. 10


Dieses Haus wird erstmals 1582 als Hafnerhaus bezeichnet und beherbergte einige Jahrhunderte lang diesen Berufsstand (noch 1894 war ein Hafner Eigentümer). Dann wurde es von der Bäckerfamilie Kemmetmüller erworben. Es befindet sich noch heute im Eigentum von Kemmetmüller-Nachfahren. Die Bäckerei Kemmetmüller war k.u.k. Hoflieferant. Heute ist dort ein Verkaufslokal mit Café der Bäckerei Hinterwirth untergebracht.
Das heutige Gebäude wurde nach 1899 errichtet (zum Vergleich: siehe Foto Hochwasser in Linzerstraße).

Linzerstraße 4


Ursprünglich waren das zwei Häuser, die erstmals 1608 bis 1618 erwähnt worden sind und ab 1870 die gleichen Besitzer aufgewiesen haben. 1819 kauften die Besitzer Johann und Elisabeth Gruber die Gastgewerbegerechtigkeit aus dem Haus Marktplatz 21. Die Bezeichnung „Goldener Hirsch“ wurde 1829 vom Haus Kirchengasse 3 hierher übertragen und die Realität durch Kauf des Nachbarhauses vergrößert. Besitzer war Karl Holzinger.
In den 1950er Jahren wurde dahinter der „Hirschensaal“ gebaut. Er ist für Veranstaltungen verschiedenster Art verwendet worden und diente auch als Ausweichlokal für den Einzelhandel von „Höller-Eisen“. Zuletzt war hier ein Billard-Café eingemietet. Der Gebäudeteil wird abgerissen. Das Gasthaus selbst dürfte renoviert und reaktiviert werden.

Linzerstraße 6


Dieses Objekt wird 1650 als Schiffmannhaus erwähnt. Hafner, Kürschner, Schuhmacher, Nauförd (Schiffmann), Gastwirt, Seiler und Färber waren Eigentümer.
In den 1950er Jahren waren hier die Gemischtwarenhandlung Alfons Kugler und das erste - noch sehr kleine - Geschäft von Hut-Rastl eingemietet. Im Erdgeschoß war bis vor Kurzem eine Schneiderei, die Stockwerke dienen als Wohnung der Eigentümerfamilie.

Linzerstraße 8


Erstmals wurde dieses Objekt laut Krackowizer-Chronik 1620 als Oebstlerhaus (Obsthändler) erwähnt. Im Laufe der Jahre waren hier Wagner, Schuster, Hueterer (Hutmacher), Schneider, bürgerlicher Kramer und Ordinari-Welserboth (Zeitungsvertreiber), Krämer und Glaser beheimatet. Auch die Schneiderei Muck und der Glaser Hofer waren hier in den 1920er Jahren tätig. Bevor es in die Kirchengasse übersiedelte, war hier war das 2. Geschäft von Hut-Rastl. Viele Jahre war hier dann der Schuster Hauser.

Linzerstraße 10


Ebenfalls 1620 wird dieses Haus erwähnt, und zwar als Salzfuederheberhaus. Die Eigentümer waren ein Zimmermann, ein Schneider, ein Fassl-Zieher, ein Steurer (Steuermann), ein Schiffmann und ein Drechsler. Bereits in den 1920er Jahren war hier vorübergehend das Gemischtwarengeschäft Steinkogler. In diesem Wohnhaus eröffnete in den 1960er Jahren Herr Hödlmoser ein Lebensmittelgeschäft. Nach mehreren Mieter-Wechsel ist jetzt hier ein Physio-Therapeut tätig.

Linzerstraße 12,14 und 18


Bei diesem Gebäudekomplex handelt es sich um ein reizvoll unregelmäßiges Biedermeier-Ensemble, dessen älteste Teile (Linzerstraße 14) erstmals 1569 erwähnt wurden. Unterschiedlichste Berufe wurden in diesem als Färber- und Seilerhaus genannten Objekt ausgeübt: Schuster, Seiler, Färber, Schmalzhändler. In den 1920er Jahren hatten die Geschirrhandlung Bergmayr, Elektro Czerny, Spezerei Kölblinger und Konditor Achleitner ihre Betriebe. Auch ein Bildhauer hatte hier sein Quartier (Anton Angelo).
Zum Areal gehörte auch der heutige Michl-Parkplatz. Der Grund reichte bis über die heutige Mühlwangstraße hinaus. An dessen höchsten Punkt wurde 1872/73 die sogenannte Hausherr-Villa errichtet. (Heute ist darin das Notariat Weinberger untergebracht.)
Bis in die 1950er Jahre war das Gesamtareal eine riesige Wiesenfläche, auf der bloß ein Heustadl („Michl-Stadl“) stand. Wie alten Plänen zu entnehmen ist, war früher auf dem Areal auch ein Teich. Dieser wurde vermutlich in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zugeschüttet.
Im Objekt Linzerstraße 18 waren auch Stallungen für jene Pferde untergebracht, mit denen die Bauern zum Wochenmarkt gefahren sind. Beim „Hirschen“ gab es diese Unterstell-Möglichkeit laut Erzählungen ebenfalls.
Von 1930 bis in die 1950er Jahre war im Haus Linzerstraße 12 das Kaffeehaus Kranzlmayr, im Haus Linzerstraße 14 die Glaserei Walch und im Haus Linzerstraße 18 das Elektro-Unternehmen Preinerstorfer untergebracht. (Letzteres übersiedelt von hier in den Neubau in der Annastraße Nr. 6.)
Es sei auch auf den Eintrag zu diesem Ensemble „Färber- und Seilerhaus“ in „Gmundens-Schätze“ verwiesen. Das Färber- und Seilerhaus wurde in den letzten Jahren total renoviert sowie parifiziert und auf dem dazugehörenden Grundstück wurde darüber hinaus ein Mehrfamilienhaus errichtet.

Linzerstraße 16


Erstmals erwähnt wurde dieses Objekt 1606 als Huetererhaus (Hutmacherhaus). Auch Seiler wurden als Eigentümer ausgewiesen. Der Anbau ist viel später errichtet worden und beherbergte noch in den 1950er Jahren den Tapeziererbetrieb Gärber und anschließend der Elektrobetrieb Hermannseder. Dieser Gebäudeteil ca. 2015 abgerissen und wird nun als Parkplatz für die neuen Eigentümer verwendet wird. 

Linzerstraße 20


Ab 1610 ist dieses Zeugmacher (Tuch-Erzeuger) - oder Weberhaus, dann Hutmacherhaus nachweisbar. In ihm waren auch vorübergehend ein Hueterer (Hutmacher) sowie ein Zeugmacher (Tuch-Erzeuger) untergebracht waren.
In den 1950er Jahren war hier das Taxi-Unternehmen Wörister beheimatet.

Linzerstraße 22


Beim erstmals 1657 erwähnte Fuedertrager-Haus scheinen auch ein Zimmermeister, eine Hebamme sowie ein Tischler als Eigentümer auf.
In den 1950er Jahren war hier die Schlosserei Hindringer untergebracht. Das Haus wurde ca. 1970 abgerissen, und an dessen Stelle wurde ein modernes Haus errichtet, in dem u.a. ein Metallbaubetrieb Tuschek und das Technische Büro Ing. Wolfgang Loidl tätig waren.

Linzerstraße 24
1641 wurde dieses Kupferschmiedhaus, in dem zuvor ein Hutmacher, ein Schneider, ein Zeugmacher (Tuch-Erzeuger) sowie ein Tischler als Eigentümer aufscheinen. errichtet. In den 1950er Jahren war hier der Malerbetrieb Schicho.
Auch dieses mit der Stirn-/Schmalseite direkt an der Linzerstraße stehende Haus wurde abgerissen und das Areal in das Haus Linzerstraße 26 zusammengeführt.


Alte Aufnahme von diesem Haus

Linzerstraße 26


Dieses Gebäude wurde erst 1876 von einem Schlosser errichtet und beherbergt seit 1907 den Installationsbetrieb Förstl.

Linzerstraße 28
Wann genau im 17. Jh. dieses Objekt erstmals erwähnt wurde, ist laut Krackowizer-Chronik nicht feststellbar. Es beherbergte jedenfalls einen Tischler und war ebenfalls ein Schiffmannhaus. Weiters gehörte es einem Kupferschmied, einem Kürschner, einem Schiffknecht, einem Steurer (Steuermann) und einem Schiffmann. Ab 1897 scheint die Maurerfamilie König als Eigentümer auf. Ein Besitzerwechsel dürfte im Gange sein.

Linzerstraße 30


Das 1641 erwähnte Haus ist direkt an das Haus Linzerstraße 28 angebaut, wurde ebenfalls als Schiffmannhaus bezeichnet und gehörte einem Salztrager, einem Hafner, einem Schiffmann und ab 1889 dem Maurermeister König, der dort sowohl sein Büro hatte als auch dort wohnhaft war. Ein Besitzerwechsel dürfte im Gange sein.

Linzerstraße 32


Bereits 1764 wurde dieses Haus erwähnt und war ebenfalls ein Schiffmann-Haus (auch mit der Anschrift Kliemsteinstraße 1). 1901 erwarb es der Herzog Ernst August gemeinsam mit dem Areal Linzerstraße 34, auf dem bereits die Klusemann-Villa (erbaut 1873) und das Schloss Mühlwang Linzerstraße 47 dem Herzog gehörten.
Das Haus (wegen der Holzvertäfelung im Volksmund auch „Schwartling-Villa“ genannt) wurde in den 1950er Jahren abgerissen und neu aufgebaut. Dort war der Gendarm Schatzl mit seinem legendären Lawinensuchhand Ajax wohnhaft.

Linzerstraße 34 – Villa Klusemann - jetzt auch Mühlwangstraße 13


Diese Villa wurde 1873 von dem aus Sachsen-Anhalt stammenden Carl-Ludwig-August Klusemann nach Plänen des Wiener Architekten Hermann Wehrenfennig erbaut und ging 1901 gemeinsam mit dem Schloss Mühlwang in den Besitz von Herzog Ernst August über, der hier bis zur Fertigstellung von Schloss Cumberland wohnte.
Die Villa steht am südöstlichen Ende des ehemaligen Parks von Schloss Mühlwang.
Das Objekt wurde in den 1950er bis 1970er Jahren lang als Hotel Garni und anschließend als Zentrum einer religiösen Gemeinschaft genutzt. Seit vielen Jahren ist in der Villa Klusemann die Landesmusikschule Gmunden untergebracht. Ein moderner Anbau zur Erweiterung dieser Schule verursachte eine lang andauernde öffentliche Diskussion. Sie hat sich allerdings nun beruhigt.

Linzerstraße 42
Die Bezirksbauernkammer übersiedelte 1958 von der Theatergasse in den Neubau auf dem Areal des ehemaligen Gartens vom Schloss Mühlwang und steht jetzt leer.


Linzerstraße 44–46 – die sog. Offiziershäuser
Interessant ist, dass im Park zwischen dem Schloss Mühlwang und der Villa Klusemann im Zuge des Neubaus von Kasernen auf den Cumberland-Gründen in den 1930er Jahren Wohnmöglichkeiten für die Offiziere und deren Familien errichtet worden sind. Die Häuser wurden bis in die 1980er-Jahren im Volksmund noch als „Offiziershäuser“ bezeichnet und dienen als Privatwohnungen. Sie sind in den letzten Jahren verkauft, parifiziert und renoviert worden.

Insgesamt betrachtet war das Wirtschaftsleben dieser Straße neben ihrer Funktion als Einfahrts- und Ausfahrtsstraße Richtung Linz von einer starken Orientierung an der Traun (Schiffleute, Gerber, Färber) charakterisiert und auch dadurch, dass mit den Besitzern der Häuser oft auch die dort ausgeübten Berufe gewechselt haben (von einigen Ausnahmen, wie Bäckern oder Lederern abgesehen, die teilweise über viele Jahre im gleichen Gebäude ausgeübt worden sind). Der zunehmende Straßenverkehr und die oftmaligen Hochwässer - manchmal auch mehrmals jährlich - waren für den traunnahen Straßenteil eine ständige und wirtschaftliche Herausforderung.

Der Charakter der Straße hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch geändert. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine Geschäfte oder Betriebe mehr. Die Straße ist defacto eine Wohnstraße in Stadt- und Traunnähe geworden – manche mit Boots-Stegen (ev. früher Schwemmstege?). Von den Betrieben in der Kindheit des Verfassers sind defacto nur mehr die Firmen Förstl und Schweibinz bzw. das Bäckereigeschäft Hinterwirth im ehemaligen Haus der Bäckerei Kemmetmüller existent und dürfte der Hirschenwirt wieder reaktiviert werden. Manche sind abgesiedelt wie Backhaus Hinterwirth, Schuh Hauser. Durch die zahlreichen und großteils mit Bedacht vorgenommenen Hausrenovierungen der letzten Jahre hat sich der Charakter dieser „alten“ Straße wieder neu ergeben und gefestigt und zählt somit zu den Schätzen unserer Stadt.

Exkurs
1)
Der Kampf um eine Einfahrtsstraße
Der Verkehr von bzw. nach Linz durch die Linzerstraße ab der Traunbrücke war nicht mehr tragbar. Daher wurde der Verkehr bis zur Errichtung der heutigen Mühlwangstraße über die Georgstraße und Wolfsgruberstraße (!!) geleitet – was zwar als Provisorium betrachtet wurde, aber länger so geblieben ist. Es wurde rund
3 Jahrzehnte nach Lösungen gesucht, wie der Verkehr von der Linzerstraße in die Georgstraße eingebunden werden kann, da damals die Mühlwangstraße (ab der Wolfsgruberstraße bis zum heutigen Kreisverkehr nahe der evangelischen Kirche) lediglich als schmaler Weg (Mühlwang-Gasse) existierte.
„Man war sich klar, dass die natürliche Fortsetzung der verbreiterten Mühlwang-Gasse gefunden werden könne“. Über das „Wie“ gingen die Meinungen und Möglichkeiten stark auseinander, wobei die Fortführung vom Schloss Mühlwang bis zur Kliemsteinstraße nie strittig war, sondern es immer „nur“ um die Verbindung von der Kliemsteinstraße bis zur Georgstraße ging.
Insgesamt gab es im Lauf der Jahre dafür vier verschiedene Vorschläge, von denen die ersten drei nicht realisierbar waren:
a)  aus 1899: Nach der Villa Klusemann sollte die Straße nach rechts (Schleifung des heute noch bestehenden Gstöttner-Hauses Mühlwangstraße 9) schwenken und rechtwinkelig nach dem evangelischen Pfarrhof in die Georgstraße eingebunden werden. Über diesen Vorschlag legte insbesondere das evang. Presbyterium Rekurs ein – erst 1912 wurde dieses Projekt endgültig begraben.
b)  1912: Nach der Kreuzung der Mühlwanggasse mit der Kliemsteinstraße sollte die Verlängerung/Verbreiterung der Mühlwanggasse über private und herzogliche Grundstücke so erfolgen, damit die Trasse in gerader Verlängerung bis zum Plassauerhof (also nördlich der evangelischen Kirche vorbei) beim Plassauerhof (heute Betten-Reingruber) wiederum rechtwinkelig und in der Kurve bei der evang. Kirche in die Georgstraße einmündet. Auch dieser Vorschlag scheiterte, insbesondere am Einspruch der evang. Kirche und des Herzogs. Diese Variante wurde 1914 ebenfalls begraben.
c)   1912/13 gab es noch eine weitere Variante, die die teuerste aller bisherigen Möglichkeiten darstellte, weil 4 Häuser (Volker, Enichlmeyer, Braunesberger, Gstöttner – alle an der Kreuzung Kliemsteinstraße/Mühlwangstraße) abgerissen werden hätten müssen und Grundstücke Hausherr 2) und Poll 3) unverhältnismäßig geteilt worden wären bzw. entschädigt werden hätten müssen und daher nicht realisierbar war.
d)  Die „einfachste […] kürzeste und auch die billigste“ (Piringer Bd.2, S. 303) Trassenführung (so wie sie bis heute existiert) wurde schließlich im Jahr 1925 - als Resultat aus dem Widerstreit der Kräfte und Meinungen der letzten 30 Jahre und mit Zustimmung/Unterstützung aller Grundeigentümer - beschlossen und als „Notstandsarbeit“ (und der damit verbundenen starken Reduzierung der Arbeitslosigkeit) rasch umgesetzt und nach kurzer Arbeitszeit seiner Bestimmung übergeben. Auch der Viktoria-Luise-Park im Stil englischer Parks wurde 1925 im Zuge des Neubaus der Mühlwangstraße angelegt. Die Pläne für die Straße entwarf der städtische Bauamtsvorstand Spalt, jene des Parkes der Stadtgärtner Gaigg. Die Eröffnung dieses fortschrittlichen Straßenprojektes fand am 26. Juli 1925 statt.


Viktoria-Luise-Park

Fußnoten:
1) In der Gemeindeausschusssitzung vom 13. Juli 1925 brachte Bürgermeister Dr. Thomas (Zusammenfassung in der „Neuesten Post“ vom 25. und 26. Juli 1925, unter dem Titel „Der Kampf um eine Einfahrtsstraße“ zitiert aus Piringer, Band 2 ab Seite 298) einen umfassenden Abschluss-Bericht, aus dem hier die wichtigsten Passagen dargestellt werden.
2) Laut Schießer Villenbuch: S. 74/75: Die Hausherr-Gründe waren ident mit den Michl-Gründen. Aber inclusive des gesamten Areals der Hausherr-Villa (Mühlwangstraße 8 (heute Notariat Weinberger) und reichte von dort bis zur Linzerstraße, mit den Häusern Nr. 14 – 20. Die Familie Hausherr errichtete die Villa 1872/73 und verwendete diese als Nobel-Absteige für prominente Sommergäste. 1897 kaufte Herzog Ernst August das Anwesen und nutzte die Villa in erster Linie als Gästehaus.
3) Poll-Grund: Georgstraße 5, lt. Häuserchronik Krackowizer, heute neuer Standort der Salzkammergut-Apotheke

Dieser Bericht wurde von Günther Stadlmayr verfasst.

Literatur und Fotos:
Krackowizer, Ferdinand: Geschichte der Stadt Gmunden Bd. 1 und 3 sowie dessen Häuserchronik
Schießer, Heinrich: Villen und Altgmundner Bilderbuch
Spitzbart, Ingrid: Gmunden in alten Ansichten Bd. 2
Piringer, Karl: Gmundner Chronik, Bd. 2 und 3
Internet (Wikipedia und Doris–Urmappe)
Herrmann, Erwin: Gmundner Chronik Bd. 1
Höllwerth, Holger und Eckhard: Gmunden 1918-1945, S 40ff.
Wagneder, Hans: Gemischtwarenhandlunge, Gastwirtschaften, Bäcker und Fleischhauereien in Gmunden um 1950
Kammerhofmuseum Gmunden (Bilder Ehepaar Asam)
Sammlung Dickinger (Seitz)
Sammlung Pucher (Lüters)
Privatbesitz des Verfassers