Kösslmühle
So sah die Kösslmühle vor ihrer Zerstörung aus.
Foto: Kösslmühlkomitee
Ein Gmundner Schatz, der leider 2020 der Spitzhacke zum Opfer gefallen ist, ist die Kösslmühle. Dennoch soll dieser „Schatz“ hier dokumentiert werden.
Dieses Gebäude wurde schon im Jahre 1365 erbaut. Das benachbarte Bürgerspital war der Auftraggeber für die Errichtung (…so musste man zum Beispiel an das Bürgerspital „jährlich 16 Metzen Strichmehl oder 11 alte Gmundner Metzen Korn“ liefern). Man nannte das Gebäude "Mühle an der Achleiten“, später wurde es „Bürgerspitalmühle“ und auch „Spitalmühle“ genannt.
Die Kösslmühle um 1900 mit den Wasserbauten wie Mühlenkanal, Wehranlage und Stegen für Fußgänger
Alte Aufnahme von Kösslmühle, Wunderburg und Bezirksgericht, o. J.
Quelle: Sammlung Ernst Grabner
Das heute nicht mehr am Gebäude befindliche Wappen
mit Informationen, erstellt von den Freunden der Stadt Gmunden
Marmorinfotafel im Eingangsbereich
Foto: Franz Six
Die Besitzverhältnisse wechselten sehr oft im Laufe der Jahrhunderte (die Auflistung ist bewusst nicht vollständig!):
Am 12. Juli 1354 „vergabte sie Herwort der Mülwanger“ an das Bürgerspital.
Ab 1365 war das Frauenkloster in Traunkirchen der Besitzer,
1548 besaß Georg Khirchmüllner die Mühle,
1553 zerstörte ein Brand das Mühlenhaus, es wurde wieder aufgebaut,
1558 kaufte Stefan Fehringer das Haus.
Ab 1658 besaßen die Jesuiten im Kloster Traunkirchen die Mühle,
1566 war es im Besitz von Hans Vogl, auch die Stadt Gmunden war später (1748) Besitzer der Mühle.
Danach gehörte sie dem Pfleger Ferdinand Pühringer der Herrschaft Württing.
Ihren heutigen Namen erhielt sie im 17. Jahrhundert, als die Familie Khößl sie von 1594 bis 1658 besaß und betrieb. Dann wechselte der Besitz zur Familie Kemmetmüller (1766 – 1893), danach gehörte sie wieder der Stadt Gmunden (1894) und 1895 kaufte Josef Greimelmayr die Mühle.
Es folgten die Besitzer Franz Narbeshuber (1897) und Johann Schamberger (1914).
Im Jahre 1935 erwarb die damalige OKA (heutige Energie AG) das Gebäude, in dem auch Strom erzeugt wurde, bei einer Versteigerung. Der Besitzer war Fritz Wenger. Das Haus war in den vielen Jahren oft vernachlässigt und öfter umgebaut worden, wobei man nur auf die Funktionalität achtete. Natürlich war auch die Zeit, die wirtschaftlichen Krisen und der Krieg daran schuld.
Der Gmundner Architekt König begann im Auftrag der OKA im Jahre 1954 mit einer behutsamen Generalsanierung. Er gestaltete dabei die Südseite völlig neu, das Mauerwerk wurde neu gestaltet, eine Wetterfahne aus handgetriebenem Zinkblech angebracht und im renovierten Torbogen wurde eine Holztüre mit handgeschmiedeten Schutzgittern eingebaut. Außerdem wurden zwei Laternen links und rechts der Türe befestigt. Beim Entfernen des verwitterten Putzes fand man Fragmente eines Sonnenuhrfreskos aus dem 17. Jahrhundert. Der schlechte Zustand ließ keine Restaurierung zu. Die wenigen Reste wurden auf Karton kopiert und diese Zeichnung wurde durch Einfügen zweier Wappen ergänzt. Es waren dies das Wappen des Mühlwangers und das alte Wappen der Stadt Gmunden. Dies wurde dann von Architekt König in einem mehrschichtigen, farbigen Sgraffito übertragen. Der Architekt grenzte die Sonnenuhr mit einer Kartusche der damaligen Zeit zum Rieselputz hin ab.
Die hübsche Südfassade der Kösslmühle
Bild: Homepage des Gmundner Musealvereins
Die Sonnenuhr auf der Südfassade
Foto: Dr. Fritz Reinitzhuber
Im Jahre 1957 kaufte das Ehepaar Josef und Josefine Pichler die Mühle von der OKA. Dem Ehepaar gehörte das neben der Kösslmühle gelegene Haus Kösslmühle 6. In diesem hatte sie seit 1953 nach und nach einen Betrieb für Kosmetik, Fußpflege und Massage eingerichtet. Später kamen eine Sauna und die Möglichkeit für Kneippkuren dazu. Als der Raum in diesem Gebäude bezog man auch die Kösslmühle in den Betrieb mit ein. Damit stand der Entwicklung einer neuen Bade- und Kuranstalt in Gmunden nichts mehr im Wege. Damals war bereits die Familie Jany der Besitzer des Hauses. Der barocke Charakter der Mühle konnte trotz Verlängerung des Baukörpers erhalten werden, auch ein kleines Hallenbad wurde eingebaut. An der Traunseite gibt es noch ein kleines gotisches Fenster. Die Ensemblewirkung mit der gegenüber liegenden Kurzmühle und mit dem „Runden Eckturm“ des Gerichtsgebäudes war erhalten geblieben. Und Gmunden war damit der Bezeichnung als „Kurstadt“ wieder etwas näher gekommen.
Eine Hangrutschung leitete schließlich das Ende des Gebäudes als Bade- und Kuranstalt ein. Da die Familie Jany die Kosten für die Reparatur nicht alleine tragen konnte und eine öffentliche Unterstützung ausblieb, verkaufte man das Haus 2014 an die CSS-Immobiliengesellschaft der Brüder Mag. Stefan und Mag. Christoph Stöhr. Die Gesellschaft ließ ein Wohnprojekt ausarbeiten, das nach der Schleifung des Mühlengebäudes an dessen Stelle treten sollte. Man ließ das Projekt wieder fallen und verkaufte 2016 das gesamte Anwesen an die Maximilianhof-Immobilien GmbH. Der erste Entwurf erinnerte an eine Südstaatenvilla und konnte keinesfalls überzeugen. Daraufhin wurde ein neues einfacheres Objekt konzipiert, das sich halbwegs an den Maßen und der Bauform des leerstehenden Gebäudes der Kösslmühle orientierte. Es sah 20 Appartements mit Bootshaus sowie eine Zugbrücke über den Weg der Traunpromenade vor.
Nach einem Sturmschaden, bei dem ein Baum auf das Dach stürzte, wurde die Südfassade angeblich beschädigt. Ein Bagger musste die Schäden „beheben“. Mauerwerk stürzte ein. Es gab dazu keine Abbruchgenehmigung, und die Arbeiten mussten sofort eingestellt werden. Das schreckliche Loch in der schönen Südfassade wurde später provisorisch geschlossen.
Ein Bagger zerstörte einen Teil der Südfront!
Die zerstörte Südfront der Kösslmühle
Die „provisorische Wiederherstellung“.
Diese Zeilen über die lange Geschichte des Hauses sollen beweisen, dass die „Kösslmühle“ ein historisch wertvolles Gebäude in Gmunden ist und wichtige Funktionen für die Versorgung der Stadt hatte. Es ist sehr verwunderlich, dass die Mühle nicht unter Denkmalschutz steht! Schade, dass der künftige Bauträger die schöne Südseite, die zum Stadtbild Gmundens traunabwärts gehört, nicht erhalten wird. Auch die Sonnenuhr wird verloren gehen!
Ende 2020 wurde das Kösslmühlgebäude abgerissen.
Im Mai 2021 hat Holger Höllwerth eine 20-seitige Broschüre über die Kösslmühle verfasst und in der Website des Kösslmühl-Komitees veröffentlicht.
Diesen „Schatz Gmundens“ beschrieb August Georg Mayer, Obmann des Gmundner Musealvereins.
Ernst Spiessberger, der Produzent von Zitronenwasser Film, hat in Kooperation mit August Mayer und Holger Höllwerth vom Musealverein Gmunden eine Video-Dokumentation über die Kösslmühle in Gmunden erstellt. Dieses Video beleuchtet die Geschichte, den Abriss der Kösslmühle und die Bemühungen des Kösslmühlkomitees um die Erhaltung des historischen Gebäudes. Wenn man sich das Video ansehen will, muss man nur den folgenden Link öffnen:
https://www.youtube.com/watch?v=tYdFXLyNkdM
Verwendete Literatur:
Dr. Ferdinand Krakowizer: Chronik der Stadt Gmunden
Dr. Ferdinand Krakowizer: Häuser – Chronik der Stadt Gmunden
OSR Erwin Herrmann: Gmundner Chronik, Band II
Homepage des Gmundner Musealvereins und des Kösslmühlkomitees