Polizeihaus im Eckhaus Tagwerkerstraße / Seilergasse

Das einstige Polizeihaus heute
Foto: Holger Höllwerth

Ursprünglich waren die „Wachstube“ - und auch eine freie Wohnung - der damals „Polizeidiener“ genannten Stadtpolizisten im Christophsturm. Nach dessen Abriss im Jahr 1839 wurde das Haus Salzfertigergasse  3 für die Zwecke der „Städtischen Sicherheitswache“ genutzt. Darin befand sich der Gemeindearrest, in dem Schubhäftlinge angehalten wurden; darüber hinaus seit 1889 eine sog. Naturalverpflegsstation. Von dieser wurden Häftlinge und notleidende reisende Handwerksburschen versorgt. Letzte erhielten Speise und Trank gereicht, und es wurde ihnen ein Schlafplatz zur Verfügung gestellt. Die Station unterstand der Sicherheitswache und wurde von einem Wachmann geführt. 1894 erwarb die Gemeinde das Nebenhaus Salzfertigergasse 5 / Rinnholzplatz 9. Es diente als Wohnhaus der Polizeiwachleute.
Erst Anfang Juni 1893 wurde im ersten Stock des Rathauses eine Wachstube der „Städtischen Sicherheitswache“ eingerichtet, in der dauernd ein Polizist Bereitschaft hatte. Auf der rechten Seite neben dem Eingang befand sich eine Telegrafenleitung, die während der Nachtzeit im Bedarfsfalle benützt werden konnte. 

Da sich die 1903 geplante Adaptierung der beiden Objekte in der Salzfertigergasse nicht lohnte, wurden diese im Mai 1903 an das Ehepaar Trawöger verkauft. Der Erlös wurde zur Errichtung eines Neubaus verwendet. Dieser entstand auf der Parzelle Ecke Tagwerkerstraße-Seilerstraße.
Den Baugrund im Ausmaß von 100 qm hat die Gemeinde vom Bürgerspital angekauft. Der Plan stammte vom damaligen Leiter des Stadtbauamtes Baumeisters Geza Nitsche. Bezogen wurde dieses neue Polizeihaus Anfang Mai 1904. Aufgrund seines besonderen Aussehens ist auch heute noch denkmalgeschützt. Für die Schubhäftlinge gab es Arrestzellen. Im Innenhof konnten sich diese sogar die Füße vertreten. Die Arrestanlage war für sechs Schubarrestanten, drei Einzelhäftlinge und zwei weibliche Arrestantinnen eingerichtet. Beheizt wurden die Arresträume durch Gasradiatoren. In den übrigen Räumen standen Kachelöfen.Für die verheirateten Polizisten waren in zwei verschiedenen Trakten Wohnungen eingerichtet. Die hier ebenfalls eingerichtete Naturalverpflegsstation war mit einem großen Schlafsaal für 20 Betten und einem kleineren für zehn Betten ausgestattet. Dazu kam noch ein Zimmer mit zwei Betten für weibliche Reisende. Während des Tages konnten sich reisende Handwerksburschen in einer großen Stube aufhalten. Sie wurden in der Verpflegsstation des Polizeihauses auch verköstigt. 

Die heute noch existierende Aufschrift auf dem  Polizeihaus 
Ecke Tagwerkerstraße / Seilergasse
Quelle: Internet Denkmalgeschützte Objekte in Gmunden

Die Städtische Sicherheitswache nutzte dieses Gebäude bis 1924. Erst dann zog sie ins das einstige „Mauthaus“ / „k. k. Steueramtshausbeim Trauntor um, wo sie heute noch untergebracht ist. 

Das Polizeihaus in der Tagwerkerstraße bot danach den Familien der Stadtpolizisten eine günstige Wohnmöglichkeit. Heute bietet die Stadt darin Gmundner Bürger(inn)en günstige Gemeindewohnungen. Erst vor Kurzem wurde das alte Polizeihaus herausgeputzt und bereitet den Passant(inn)en einen erfreulichen Anblick. 

Diesen Beitrag hat Holger Höllwerth verfasst.