Katholischer Pfarrhof
Kirchenplatz 5
Der katholische Pfarrhof und der Pfarrgarten nach der Renovierung 2020
Fotos: Holger Höllwerth
Der neu gestaltete Eingangsbereich
Ausschnitt aus einem Foto von Gerhard Meingast
Der katholische Pfarrhof am Kirchenplatz vor der Renovierung 2020
Foto: Internet Diözese Linz
Schon im 14. stand am Kirchenplatz neben der katholischen Stadtpfarrkirche an dieser Stelle ein Pfarrhofgebäude. Um 1588 wurde seine Größe erheblich erweitert. Der der Habertstraße zugewandte Teil des Pfarrhofes wurde – wie Dr. Günther Stadlmayr herausgefunden hat - erst in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinzugefügt. Dies war nämlich erst nach dem Abriss der Stadtmauer möglich. Deshalb ist dieser Gebäudeteil auch optisch heute noch unterschiedlich. Seitdem der Pfarrhof diese stattliche Ausdehnung besitzt, beeindruckt er die Passantinnen und Passanten immer wieder. Zum letzten Mal wurden das Gebäude und der Pfarrgarten im Jahr 2020 renoviert. Der Pfarrhof erhielt im Parterre ein Pfarrcafé.
Der Pfarrhof verfügt auch über einen stattlichen Innenhof. Er ist seit alters her der Wohnsitz des katholischen Stadtpfarrers. Auch die Kapläne und Kooperatoren wohnten meistens in diesem Gebäude.
Im ersten Stock des Pfarrhofs ist die Zahl 1588 angebracht. Laut dem Lokalhistoriker und Gmundener Bürgermeister Dr. Ferdinand Krackowizer lässt das die Vermutung zu, dass das Gebäude in diesem Jahr zu der heutigen Größe ausgebaut worden ist.
Am Eck des Pfarrhofareals steht an der Grundgrenze an der Gartenmauer ein alter Karner. Er ist ungefähr am Platz der ehemaligen 2-stöckigen Anna-Kapelle errichtet worden. Ihr Marmor-Portal, der Stein- und der Anna-Altar wurden beim Abriss der Kapelle 1850 in die Stadtpfarrkirche transferiert. Heute ist das Gebäude eine Kapelle. Sie erhielt im April 1965 ein vom Gmundner Reitklub in Auftrag gegebenes und von Steinmetzmeister Heinrich Zenz angefertigtes Reiterrelief mit einer Darstellung des Heiligen Georg, des Patrons der Reiter, als Drachentöter. Die heutige Schieflage der 2021/22 restaurierten Kapelle wird einerseits mit einer Unterspülung und anderseits mit in früheren Jahren erfolgten starken Wurzel-Wuchs der Bäume am Kirchenplatz erläutert.
Der alte Karner mit Reiterrelief heute
Fotos: Holger Höllwerth und Franz Six
Relief mit Hl. Georg
Foto: Kammerhofmuseum Gmunden
Segnung des Reiterreliefs am 25. April 1965
Fotos: Archiv Hans Wagneder
Marmorportal in der Pfarrkirche aus der ehemaligen Annakapelle
Foto: Günther Stadlmayer
Der Beitrag von Holger Höllwerth wurde 2022 aktualisiert.
Sie auch "Schiefe Pfarrhofkapelle"
Detaillierte Zusatzinformationen von Dr. Günther Stadlmayr,
erstellt im Juli 2024
Die Entstehung des Pfarrhofes ist eng mit der Gründung der Pfarre in Gmunden bzw. der Loslösung von der Pfarre Ohlsdorf verbunden. Dies dürfte zwischen 1313 und 1328, wahrscheinlich nach 1324 (Bez.Buch S 864) und spätestens 1328 geschehen sein (Schicklberger, die katholische Kirche in Gmunden in: 700 Jahre Stadt Gmunden, 1978) weil der 1328 verstorbene Passauer Domherr Otto von Marsbach urkundlich als Pfarrer von Gmunden angeführt wird. 1345 setzte der zweite Gmundner Pfarrer (Albertus von St. Florian – Kracko I/60) ein Testament auf, das u.a. 4 Gesellen (Kapläne) benennt (Bez.Buch/895).
Schon im 14. Jh. stand am Kirchenplatz neben der katholischen Stadtpfarrkirche (errichtet Ende des 13. Jh./Kracko I/79 bzw. erstmals erwähnt 1270 – gmundens-schaetze/Kath.Stadtpfarrkirche) an der heutigen Stelle ein (kleineres) Pfarrhofgebäude. 1389 wird von einem Hausverkauf „nächst der Kirche und des Pfarrhofes“ berichtet (Kracko I/171) – wodurch dokumentiert ist, dass ein Pfarrhof in diesem Jahr schon bestanden hat. Was vorher auf diesem Grundstück stand, ist unbekannt. Um 1588 wurde es zu seiner heutigen Größe deutlich erweitert. Der der Habertstraße zugewandte Gebäudeteil war lt. Urmappe/franziszeisches Kataster (1824) als „hölzernes Gebäude“ errichtet und erst in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts – im Zusammenhang mit dem Abriss der Stadtmauer – als gemauertes Gebäude neu errichtet. (Baualterplan in Höllwerth, Gmunden 1918-45, S 88). Dieser Gebäudeteil unterscheidet sich auch heute noch optisch geringfügig von den anderen Bauteilen. Durch diesen Zubau entstand ein beachtlicher beinahe dreieckiger Innenhof mit einer Länge von ca. 14 Metern. (siehe Ausschnitt aus Kastastermappe). Er ist nicht öffentlich zugänglich, dürfte aber sowohl von der Pfarrhofgasse als der Habertstraße (Tore sind jeweils vorhanden) erreichbar sein.
aus: Baualterplan
aus: Doris/Katastermappe
Er ist seit alters her der Wohnsitz des katholischen Stadtpfarrers. Auch die Kapläne und Kooperatoren wohnten meistens in diesem Gebäude.
Um- und Zubauten erfolgten 1954 (Bez.Buch) sowie 1966 (Herrmann/315). Damals wurde heftig wegen der Baufälligkeit dieses stattlichen Gebäudes ein Abriss mit anschließendem Neubau diskutiert – man entschied sich für die Renovierung. Zum letzten Mal wurden das Gebäude und der Pfarrgarten samt Kapelle (siehe auch: Gmundens-Schaetze, Pfarrhof katholischer) im Jahr 2020 renoviert. Manche Räume haben noch das ursprüngliche Barockgewölbe mit Stuckverzierungen. (www.oberoesterreich.at/katholischer-Pfarrhof). Der denkmalgeschützte Pfarrhof erhielt im Parterre ein Pfarrcafé. Seitdem der markante Pfarrhof diese stattliche Ausdehnung besitzt, beeindruckt er die Passantinnen und Passanten immer wieder.
Einige Gebäude aus der unmittelbaren Nachbarschaft standen in einem besonderen Verhältnis zum Pfarrhof, wie aus alten Haus-Bezeichnungen ersichtlich ist. Zu erwähnen sind: (siehe Häuserchronik)
Pfarrhofgasse 3: Organistenhaus (auch: vorderes Organistenhaus)
Pfarrhofgasse 6: Mesnerhaus
Pfarrhofgasse 9: Kaplanstöckl
dieses Objekt wurde 1676 dem Pfarrhof zugeschlagen und erst 1848 an einen Leopold Puchinger verkauft (Häuserchronik, CZ 129)
Schwanthalergasse 6: hinteres Organistenhaus
Rinnholzplatz 2: Altistenhaus (CZ 55)
Pfarrhofgasse 14 bis 22:
1543 erwarb die Stadtgemeinde von der Pfarre die dort befindliche Wiese für dem Weiterverkauf zur Errichtung von Wohnungen mit der Auflage, dass die dort zu errichtenden Häuser weder in bau- noch in feuer-polizeilicher Hinsicht das Pfarrhofgebäude beeinträchtigen dürfen. (Kracko I/171). Daher sind diese Objekte kleiner als die umliegenden Gebäude.
Pfarrhofgasse 5:
Es war einst das „Schulhaus“, das von Stiftungen an die Pfarrkirche lebte. Johannes von Gmunden besuchte diese Schule. (BezBuch, S. 896). Wegen Details wird auf den Bericht „Stadtschule älteste in www.gmundens-schaetze.at verwiesen.
Kirchenplatz 4:
Erst Ende des 19. Jh. erwarb der Kirchenbauverein dieses Objekt, als überlegt wurde, die Pfarrkirche zu renovieren oder neu zu errichten, viel später war hier jahrelang die Kirchensteuer-Stelle untergebracht.
Einige der Hausbesitzer rund um die Kirche (z.B in der Schwanthalergasse, Rinnholzplatz, Kirchengasse) hatten neben einem (Geld-) “Dienst“ an die Stadtgemeinde auch „Jahresdienste“ in Geldform oder Naturalien (z.B. Hennen, Wachs) an die Stadtpfarrkirche oder das Pfarr-Zechamt oder den „Vicario“ zu leisten (siehe Häuserchronik).
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Stadtpfarrer/das Pfarramt durch Schenkungen und/oder Stiftungen über einigen Liegenschaftsbesitz verfügte bzw. Erträge aus diesen hatte. Z.B. wird 1343 ein Weinberg bei Nußdorf/NÖ genannt (Kracko II/55). Dieser bescherte dem Pfarrer jährlich 2 Eimer Wein, was später durch eine Geldleistung ersetzt wurde. Darüber hinaus verfügte der Pfarrhof z.B. 1526 über 10 „unterthänige Liegenschaften (Kracko II/56), die neben Geld- auch Naturalleistungen (wie Eier, Korn, Hühner, Käse etc.) zu erbringen hatten. Über diese „Unterthanen“ übte das Pfarramt Gmunden auch die „niedere Gerichtsbarkeit“ durch das Pfarrgericht aus (ebenda, S 57).
Details zu den Einnahmen und Ausgaben des Pfarrers/Pfarrhofs sind in der Krackowizer-Chronik Band II ab S. 53 nachzulesen. Erwähnenswert ist, dass den größten Teil der Einkünfte des Pfarrhofes Zehente (Pfarrzehente) bildeten, die einerseits von Grundstücken, die innerhalb der Stadt (Burgfried) lagen und andererseits von Bauern der Pfarren Ohlsdorf und Laakirchen entrichteten wurden (Details: ebenda S. 55/56). Insgesamt leisteten 1526 über 200 Häuser Zehente (Ganze-, Halbe-, Drittel-Zehente) an Weizen, Gerste, Hafer, Stroh, Heu etc ……
Am Eck des Pfarrhofareals steht an der Grundgrenze an der Gartenmauer ein alter Karner.
Er ist ungefähr am Platz der ehemaligen 2-stöckigen Anna-Kapelle *) errichtet worden. Ihr Marmor-Portal, der Stein- und der Anna-Altar wurden beim Abriss der Kapelle (Mitte des 19. Jh.) in die Stadtpfarrkirche transferiert. Heute ist das Gebäude eine Kapelle. Sie erhielt im April 1965 ein vom Gmundner Reitklub in Auftrag gegebenes und von Steinmetzmeister Heinrich Zenz angefertigtes Reiterrelief mit einer Darstellung des Heiligen Georg, dem Patron der Reiter, als Drachentöter. Die heutige Schieflage der 2021/22 restaurierten Kapelle wird einerseits mit einer Unterspülung und anderseits mit in früheren Jahren erfolgten starken Wurzel-Wuchs der Bäume am Kirchenplatz erläutert.
*) siehe Musealverein Gmunden, ehemalige Kapellen: St. Anna und St. Leonhard