Sternwarte auf dem Kalvarienberg
Die „Volkssternwarte“ auf dem Kalvarienberg in Gmunden war eine Idee von Prof. Johannes Eisner, geboren am 11. April 1915 in St. Georgen im Attergau. Daher trägt sie auch den Namen „Eisner-Sternwarte". Nach seinem Studium war er Gymnasialprofessor und später Direktor der Berufsschule in Gmunden. Er hat die Amateur-Astronomie der Nachkriegszeit in Österreich ganz wesentlich mitgeprägt. Die private Sternwarte liegt in einer Seehöhe von 490 m und die geographische Lage ist: Länge Ost -13° 48‘ 00‘‘ und Breite Nord 47° 55‘ 27‘‘. Der Kalvarienberg war deshalb so geeignet, weil er eine entsprechende Anhöhe hat, die Lichtverschmutzung gering war und sich dort ein verwitterter Pulverturm befand.
Der Pulverturm
Am 3. Oktober 1949 genehmigte der Gemeinderat das Kaufansuchen für das Grundstück. Es war 200 m² groß und kostete 4 Schilling pro m². Der Pulverturm wurde um 1.000.- Schilling verkauft. Prof. Eisner begann kurze Zeit später mit dem Bau. Brüchiges Mauerwerk musste abgetragen und das restliche Mauerwerk restauriert werden. Die achteckige Form des Turmes blieb erhalten.
1951 war die Sternwarte fertig gebaut. In der unteren Etage waren der Uhrenraum, die Dunkelkammer, ein Schreibtisch und eine Werkbank untergebracht. Im oberen Bereich ist ein Kuppelraum, der sich öffnen und drehen lässt, mit einem Durchmesser von 4 m. Hier befinden sich mehrere Geräte, die Prof. Eisner aus dem Besitz des Direktors der Wiener Universitätssternwarte erwarb: Hauptinstrument war ein 6-Zoll Refraktor (164/2000 mm), Nachführung mittels Fliehkraftreglers, dann ein PC für astronomische Simulationen, mehrere kleinere Fernrohre und ein Protuberanzenfernrohr mit Kegelblende. Für die Himmelsbeobachtung am Freigelände steht ein „Schmidt Cassegrain Teleskop“ von Meade (250/2800 mm), eine parabolische Radioantenne mit 2 m Durchmesser zum Empfang von wichtigen Wetterdaten zur Verfügung (ist nicht mehr in Betrieb!).
Herr Karl Silber schloss sich 1951 als Mitarbeiter an. Prof. Eisner gründete aus den „Sternfreunden“, die sich um die Sternwarte gesammelt hatten, den „Verband von Sternfreunden in Österreich“. Später entstand daraus auch die „Arbeitsgruppe für Astronomie“ im „Haus der Natur in Salzburg“. Man beschloss, die Sternwarte öffentlich zugänglich zu machen und schloss sich zu diesem Zweck mit dem Oberösterreichischen Volksbildungswerk zusammen.
1957 übernahm Herr Karl Silber die Leitung der Sternwarte und führte sie mit großem Engagement über 50 Jahre. Freunde und Helfer waren aber immer unerlässlich, denn der Führungs- und Beobachtungsbetrieb wurde fortgeführt. Am 21.Oktober 1993 verstarb der Initiator der Sternwarte Prof. Johannes Eisner.
Seit 2010 führt Herr Hagen Tolle die Sternwarte mit weiteren Freiwilligen. Er gründete am 2. Jänner 2012 den Verein „auriga Traunseeastronomie e.V.“, benannt nach dem Sternbild „Der Wagenlenker“. Die Ausrüstung wurde stark verbessert: mit einem 12-Zoll computergesteuerten Teleskop, 3000 mm Brennweite, auf einer Gabel montiert, mit neuen Rechnern, mit einer CCD-Kamera, mit einer Parabolantenne und weiteren Beobachtungsplätzen im Freien.
Man bemüht sich interessante Führungen für ein interessiertes Publikum anzubieten, Termine u.v.a. findet man unter www.auriga.co.at. Geplant ist auch eine Sanierung des Sternwartegebäudes und eine Erweiterung mit einer sanitären Einrichtung.
Ein Blick in das kleine „Erdgeschoß“ Die ausgediente parabolische Radioantenne
Freigelände mit Parabolantenne
Beobachtung des Sternenhimmels
Beobachtung am Tag
Das ist gut so, denn wir in Gmunden können auf eine wichtige Persönlichkeit der Astronomie verweisen. Es ist dies Johannes von Gmunden (1380 – 1442). Er war Astronom, Theologe und Pfarrer. Der Sohn eines Salzamtmannes wurde in Gmunden geboren und wird auch „Vater der mathematischen und astronomischen Wissenschaft in Deutschland“ genannt. Er studierte in Wien an der Universität, baute später als Magister verschiedene astronomische Instrumente und entwickelte einen für viele Jahre brauchbaren Kalender mit dazu gehörenden Tafeln und Erklärungen. Am Rathaus befindet sich eine Ehrentafel und die Johannesgasse ist nach ihm benannt. Unser Kammerhofmuseum widmet ebenso dem großen Sohn Gmundens mehrere Ausstellungsobjekte.
Gedenktafel am Rathaus
Johannesgasse, Straßenschild
Sondermarke zum 600. Geburtstag des Gelehrten
Zwei Seiten eines Buches von Johannes von Gmunden
Kalenderblatt Jänner bis Juni
Zu diesem Thema sind auch noch andere Personen, die sich mit Astronomie beschäftigten haben, in Erinnerung zu rufen wie Georg von Peuerbach mit seinem Astrolabium 1457, Martin Luther, Philipp Melanchthon, Johannes Calvin, Galileo Galiei (….und sie bewegt sich doch….1633), Johann Amos Comenius, August Herrmann Francke, Tycho Brahe usw., usw.
Das älteste Observatorium der Vorgeschichte ist entweder die Kreisgrabenanlage von Goseck oder der Megalithkreis in der Nubischen Wüste in Nabta-Playa. Beide stammen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.
Stonehenge wurde ca. 3000 v. Chr. errichtet und der „Boitiner Steintanz“ ca. 1200 v. Chr. Korea und China haben ebenso eine große Tradition mit Observatorien. Die Yuan-Dynastie ließ für einen Kalender z. B. im Jahre 1281 siebenundzwanzig Großobservatoren erbauen, und in Peru befindet sich das 2.300 Jahre alte Chanquillo-Observatorium, das aus 13 Türmen auf einem Berggrat besteht.
Schon immer wurden und werden Menschen, aber auch Könige und Kaiser, von der Sonne und vom geheimnisvollen Nachthimmel mit seinen prachtvoll funkelnden Sternen und vom Mond angezogen und begeistert, deshalb dürfen wir stolz sein, dass es in Gmunden eine Sternwarte gibt!
Diesen „Schatz Gmundens“ verfasste August Mayer.
Verwendete Literatur:
Karl Piringer, „Gmundner Chronik, Bd. V
Wikipedia
Auriga Traunseeastronomie e.V.
Internet
Fotos:
auriga Traunseeastronomie e.V.
wikipedia,
August Mayer