Schwäne in Gmunden
Diese weißen Wasservögel gehören zu Gmunden wie das Schloss Ort oder der Raddampfer „Gisela“. Der Schwan wurde zum Wahrzeichen unserer Stadt! Mittlerweile kommen Schwäne auf beinahe allen größeren Seen Österreichs vor. Wahrscheinlich hat Gmunden und unser Traunsee zur Verbreitung viel dazu beigetragen. Früher waren Schwäne das Privileg der Adeligen in ganz Europa. Vor allem In der Barockzeit bevölkerten diese Vögel die Teichanlagen.
Im Jahre 1871 ließen sich 17 durchziehende Schwanenpaare am Traunsee für kurze Zeit nieder. Die Bevölkerung bestaunte die gefiederten Gäste, wie man einem Artikel des Gmundner Wochenblattes aus diesem Jahre entnehmen kann. Erzherzogin Elisabeth Marie ließ im Jahre 1875 zwei Schwanenpaare nach Gmunden bringen. Diese wurden in einem Zwinger bei der Villa Toscana im sogenannten „Bäckerwinkel“ gehalten. Sie vermehrten sich aber schnell, sodass sich 1878 auf dem See schon 8 entkommene Schwäne befanden und sich auch schon Brutpaare bildeten. 1880 schenkte man den Schwänen vom Zwinger die Freiheit.
Im Oktober 1895 kamen die Schwäne in den Besitz der „Curcomission Gmunden“. Sie war auch für die Fütterung im Winter zuständig.
Die Gmundner Bevölkerung und die immer mehr werdenden Kurgäste schlossen die Schwäne in ihr Herz und freuten sich über die eleganten Schwimmer. Doch es war immer ein Auf und Ab in der Population.
In der Folge einige Zahlen:
1892 gab es 50 Schwäne
1921 nur mehr 4 Höckerschwäne
und 1923 gab es überhaupt nur mehr einen einzelner Schwan.
Das war eine echte Katastrophe, weil aus dem Gelege nur zwei Jungschwäne überlebten.
In Ulm kauften beherzte Tierschützer dann fünf Schwäne, die am Traunsee ausgesetzt wurden und sich auch vermehrten.
1963 passierte beim Befüllen eines Tanks mit Öl eine schreckliche Panne:
Der Schlauch platzte und ca. 500 l Öl gelangten in den See. Acht Schwäne verendeten und von ca. 50 Schwänen musste das Gefieder mühsam gesäubert werden.
Dann stieg die Zahl der Gmundner Schwäne stetig an, sodass man im Jahre 1970 sogar 156 Schwäne zählte. Im Jahre 1974 gab es 228 Tiere auf dem See, danach sank die Zahl wieder, stieg dann wieder an. Im Jahre 2000 konnte man 89 Schwäne zählen. Im Februar 2017 zählte man nur mehr 41 Tiere, das veranlasste die Stadtgemeinde zu einer Fütterungsaktion mit geschroteten Maiskörnern.
Im April 2020 bevölkern ca. 39 Schwäne die Gmundner Bucht.
Die Gründe für diese Schwankungen waren vielfältig: Hochwasser zerstörte oft die Nester, durch Zufrieren des Sees, Menschen holten in Notzeiten Eier aus den Gelegen oder töteten auch Schwäne. Es gab Krankheiten der Tiere (Bandwürmer, Egel…), und auch so manche Wanderratte, mancher Fuchs oder Marder holte sich seine Beute. Auch Hunde verletzten Schwäne tödlich!
Unsere Schwäne hatten und haben auch immer gute Lebensbedingungen und Brutbedingungen. Die Schilfzonen in der Orter Bucht, in Altmünster oder beim „Hollereck“ in der Nähe des Traunkirchner Segelclubs bieten natürlichen Raum zum Brüten. Doch unsere Schwäne bauen oft ihr Nest auch in der Nähe von Menschen, so im Ortsteil Weyer oder im Eck zwischen Schiffslände und Kriegerdenkmal.
Kurz ein paar biologische Hinweise:
Der Gmundner Schwan ist ein Höckerschwan, eine domestizierte Art des Wildschwanes mit dem lateinischen Namen „Cygnus olor“. Die Wildform kommt im Norden Europas vor, in Schweden, Dänemark und an der gesamten Ostseeküste. Schwäne gehören zu den Entenvögeln und zur Unterfamilie der Gänse. Man unterscheidet drei Arten in Europa: den Höckerschwan, den Singschwan und den Zwergschwan. Durch die Domestikation kam es sehr häufig zu Missbildungen, so schreibt ein Ornithologe, dass die abnorme Weißfärbung und ein verkürzter Oberschnabel ein Zeichen dafür sind. Ältere Tiere haben einen helleren Schnabel.
Ein Männchen wiegt bis ca. 12 kg, das Weibchen bis ca. 10 kg. Die Tiere sind ca. 140 bis 160 cm groß. Trotzdem sind sie flugfähig! Die Flügelspannweite beträgt bis zu
2,2 m. Beim Fliegen erzeugen die Schwäne ein surrendes, pfeifendes Geräusch. Der lange Hals ist durch seine 22 Wirbeln sehr beweglich und dient vor allem zur Nahrungsaufnahme von Seepflanzen. Der Schnabel, großteils eine harte Hornplatte, ist orangerot mit einem schwarzen Stirnhöcker und schwarzen Nasenlöchern. Das ist auch der Grund für seinen Namen.
Grundsätzlich ist der Schwan ein Pflanzenfresser. Er verzehrt Wasser- und Sumpfpflanzen, Gräser und Moos. Daran befinden sich oft Schnecken und Würmer oder Fischlaich, die auch verzehrt werden. Er jagt aber keine Fische!
Das Federkleid ist schneeweiß und sehr dicht. Am Kopf und Hals sind die Federn kurz und fühlen sich samtig an. Der Schwanz mit seinen großen Federn dient auch zum Steuern. Die Küken sind graubraun. Während der „Mauser“ vom Juni bis August sind die Schwäne flugunfähig. Da findet man auch die schönen Federn am Ufer oder im See. Schwäne haben kurze, schwarze Beine mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen, den eigentlichen „Fingern“. Das Schwimmen ist sehr elegant, manchmal auch sehr kraftvoll bei der Flucht oder bei der Verfolgung eines Kontrahenten. Die „Balz“, das Buhlen um das Weibchen, beginnt im Herbst. Die Schwäne schwimmen „Aug in Aug“ mit zugewandten Köpfen. Das ist auch vom Ufer aus gut zu beobachten. Der Nestbau beginnt oft an Land, häufig immer an den gleichen Stellen, aus Ästen, Zweigen und Pflanzen. Im Gelege sind 4 bis 10 Eier, die vom Weibchen sofort ausgebrütet werden. Die Brutzeit beträgt ca. 35 Tage. Ein Ei wiegt bis zu 375 Gramm. Die kleinen Schwäne wiegen nach dem Schlüpfen ca. 250 Gramm, nehmen die Nahrung selbst auf und erlernen gleich das Schwimmen. Die Familie bleibt ein ganzes Jahr beisammen. Das Paar bleibt ein Leben lang beisammen.
Interessant ist der Start zum Flug. Das Tier hebt sich aus dem Wasser und läuft dann auf der Oberfläche ein längeres Stück, bis es abhebt und mit vorgestrecktem Hals fliegt. Die Landung erfolgt auf den ausgebreiteten Schwimmflossen. Der Schwan gleitet dahin wie ein Wasserschifahrer.
Sehr viele Menschen kümmerten sich im Laufe der Jahre um Gmundens Schwäne. Zwei sollen hier stellvertretend namentlich erwähnt werden, neben vielen Familien aus Weyer. Es sind dies Herr Hans Lorenz und Herr Prielhofer, ein Gemeindebeamter, den man auch „Schwanenvater“ nannte.
Durch die Durchbindung der Traunsee-Tram kam es zu großen Problemen für die Schwäne, weil sich die Oberleitung bei der Traunbrücke in der „Einflugschneise“ der Tiere befindet. Metallstreifen an den Drähten sollen abhelfen und die Tiere warnen.
Ein Schwanenpaar mit Jungschwänen
Schwäne müssen und sollen eigentlich nicht gefüttert werden. Wenn Tierfreunde sie füttern, dann bitte mit Salatblättern, klein geschnittenem Gemüse, Gras, Klee und Löwenzahnblätter usw. Die Schwäne fressen sehr gerne geschroteten Mais und Roggen, manchmal auch verkocht. Gekochte Kartoffeln werden auch gerne gefressen. Alles aber bitte ohne Fett und Gewürze! Brot alleine und in zu großen Mengen schadet den Tieren!
„Schwan“ in vielerlei Wörtern:
Seehotel Schwan – ein Hotel am Gmundner Rathausplatz
Swans – Basketballmannschaft aus Gmunden
schwanern – Mundartausdruck für nicht ganz die Wahrheit sagen…..lügen ist ein stärkerer Ausdruck
mir schwant etwas -das könnte so kommen, so stelle ich mir das vor, mir schwant nichts Gutes….
Schwanensee - ein Ballett von P.I. Tschaikowski
Schwanenbussis ( …bussler) – liebevoller Name für Gmundner, auch Name eines Magazins, Aktion von Gmundner Kaufleuten, Konfekt…..
Schwanthaler – Name einer Bildhauerfamilie aus dem bayrischen Raum, Thomas Schwanthaler schuf den Dreikönigsaltar in der Gmundner Stadtpfarrkirche
Schwanengesang – dieser Artikel war sein Schwanengesang (….sein letzter Artikel…)
Leda und der Schwan – erotisches Motiv aus der Antike, Zeus nähert sich Leda in Gestalt eines Schwanes
Schwanengarde – Tanzformation der Gmundner Faschingsgilde, ca. 1965 – 67, mit Fernsehauftritt
[Die Stadt Schwanenstadt – alte Namen „SUANASEO“ und „SCHWANS“ - hat übrigens mit „Schwänen“ nichts zu tun. Der Name leitet sich von „SCHWENDEN“ von Bäumen („langsame Beseitigung des Waldes“) ab. Im Stadtwappen führt die Stadt aber zwei Schwäne.]
Erfreuen wir uns an unseren schneeweißen Wasservögeln, den Gmundner Schwänen. Pflegen wir dieses Wahrzeichen unserer Stadt, denn die Tiere sind schon seit über 140 Jahre in Gmunden angesiedelt!
Bei starker Strömung oder Gefahr setzen sich die Jungschwäne manchmal auf den Rücken der Mutter.
Am Ufer des Rathausplatzes halten sich immer Schwäne auf.
Manchmal zwicken die stärkeren Männchen mit ihrem Schnabel die anderen Tiere aus Futterneid. Im Hintergrund ein Jungschwan mit teilweise braunem Gefieder und Blässhühner.
Am Ufer bewegen sich die Schwäne sehr tollpatschig!
Schwan aus der Gmundner Keramik
Ein großer Schwan dient als Werbung für den Liebstattsonntag.
Diesen "Gmundner Schatz" verfasste August Mayer.
Verwendete Literatur:
Loderbauer, Hannes, „Schwäne in den Jahreszeiten“, Gmundner Buchreihe Nr. 24
Perfahl ,Renate; „Felix ein Traunseeschwan“
Dr. Krakowizer, Ferdinand, „Geschichte der Stadt Gmunden!, Bd. III
Piringer, Karl; „Gmundner Chronik“ Bd. 1 bis 5
Herrmann, Erwin, „ Gmundner Chronik“, Bd. I und II
Fotos:
Internet, Wikipedia, August Mayer