Gmundner Keramik
Sie ist ein „wahrer Schatz“ unserer Stadt, ist über Europa hinaus bekannt und kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Die Designs sind unverwechselbar, ob es das traditionelle „Grüngeflammte“, das liebliche Streublumenmuster, der „Springende Hirsch“ usw. ist, man erkennt den Erzeuger. Unsere Gmundner Keramik hat sich seit der Gründung zur größten Keramikmanufaktur Europas entwickelt!

Foto: August Mayer

Foto: August Mayer

In diesem Betrieb wird neben neuesten Techniken auch noch die traditionelle Handwerkskunst gepflogen. In Gmunden gab es schon immer Keramik. Die Beweise findet man in unserem Museum mit dem ältesten Keramikgefäß (ca. 3.500 Jahre alt, Fundort beim Einkaufspark SEP) oder mit dem Nachbau eines römischen Brennofens aus der „villa rustica“ (Nähe Engelhof) oder mit der originalen Töpferspindel (ca. 1800 Jahre alt), die ebenfalls bei Ausgrabungen dort gefunden wurde.
Schon 1492 wird ein Hafnermeister beim Stadtgraben im Gmundner Stadtarchiv erwähnt, 1594 werden schon 7 Hafnermeister erwähnt und 1625 gab es eine eigene Zunft mit Zunftregeln in vier Werkstätten. Alle waren im sogenannten „Seestadtl“ vor dem Christophstor angesiedelt.

Diese ersten Erzeugnisse waren einfache Gefäße für den Hausgebrauch aus Lehm der Umgebung, es war „Hafnerware“, die durch die Bleiglasierung des porösen Scherbens wasserdicht gemacht wurde. Im 17. Jahrhundert war unsere Stadt schon ein Zentrum der „Fein- und Zierkeramik“. Die Hafnermeister bemalten schon Teller, Heferl, Krüge und Schüsseln mit kräftigen Pinselstrichen. So war das heute „Grüngeflammte“ geboren. Dieses „Grüngeflammte“ wurde 2021 zum „immateriellen UNESCO Kulturerbe“ ernannt. Das streicht die Bedeutung dieses einzigartigen Designs heraus. Im Kammerhofmuseum sind viele „grüngeflammte Keramikobjekte“ in einer Ausstellung zu sehen.

Diese drei Fotos zeigen „Grüngeflammtes“ aus dem Kammerhofmuseum Gmunden. 
Alle drei Fotos: August Mayer

Im Jahre 1843 erwarb Franz de Paula Schleiss der Ältere ( (1813 – 1887) das alte Hafnerhaus beim Stadtgraben mit seiner Frau Franziska, sie war eine Hafnertochter, und sie erweiterten  den Betrieb und begründeten somit die weithin bekannte „Schleiss-Dynastie“.

Ihr Sohn Leopold Schleiss gründete im Jahre 1903 die „Gmundner Tonwarenfabrik“, die heutige Gmundner Keramik am derzeitigen Standort.

Foto: Internet,Firmengeschichte der Gmundner Keramik“, Seite 4/12

Die Familie Schleiss erweiterte das Geschäftsfeld und setzte auch auf bekannte Künstler. Eine „Keramische Schule“ wurde 1909 errichtet, an der Franz und Emilie Schleiss, sie war Bildhauerin, neben anderen Künstlern auch unterrichteten.

Emilie Schleiss
Foto aus „Firmengeschichte der Gmundner Keramik“, 6/12

Ein Schleiss-Teller „Wasser“ - Ankauf durch den Musealverein Gmunden
Foto: August Mayer

Franz Schleiss II. vereinte im Jahre 1913 die „Wiener Keramik“ (Prof. Bertold Löffler), die als Verkaufsgemeinschaft mit den „Wiener Werkstätten“ zusammenarbeitete, zur „Vereinigten Wiener und Gmundner Keramik und Gmundner Tonwarenfabrik Schleiss GmbH“.  Figurale Keramik, kunstgewerbliche Gegenstände aller Art, Vasen, Fliesen, Baukeramik und Kachelöfen wurden erfolgreich erzeugt. In der 1917 errichteten Lehrwerkstätte unterrichteten neben Prof. Powolny auch Herta Bucher, Matthäus Fellinger oder der Münchner Designer Tommi Parzinger. Und andere mehr.

Foto aus der Firmengeschichte der Gmundner Keramik, Internet, Homepage

Man arbeitete mit den begnadeten „Zier-Keramikkünstlern“ wie Peche, Prof. Michael Powolny (1871 – 1954), Prof. Franz Zylow (1883 – 1963), Willi Sitte, Jungnickel, Anton Klieber und Paul Hartmann zusammen. So entstand eine „Künstlergemeinschaft“, vor allem in den Sommermonaten, in Gmunden. Auch im Außenbereich von Gmundner Häusern findet man „Spuren“ dieser Zeit. Darüber berichtet das kleine Büchlein „Keramikspuren“ von August Mayer.  Eine Spardose von Prof. Powolny, Ballspende 1913
Wien, PrivatbesitzProf. Franz Zylow, Hl. Florian an einem Haus in der Keramikstraße
Beide Fotos: August Mayer

Aus den Kriegsjahren des 2. Weltkrieges ist bekannt, dass dieser leider nicht spurlos an der Keramik vorüber ging. Herr Karl Födinger, der damalige Leiter, war zu Arbeitsunterbrechungen gezwungen, da leider Arbeitskräfte wegen der Einberufungen zum Kriegsdienst fehlten. Im Jahre 1975 erhielt die Keramik eine „Staatliche Auszeichnung“. Sie darf das Bundeswappen auf dem Geschäftspapier verwenden. Im Jahre 1976 waren schon 20 Mitarbeiter in der Fabrik beschäftigt.

Zurück ins Jahr 1968, da übernahm Johannes Fürst Hohenberg die Gmundner Keramik Manufaktur. Er war ein direkter Nachfolger der österreichischen Kaiserfamilie und mit ihm gelang es, diesen Betrieb zum Spitzenplatz in der „Geschirrherstellerbranche“ in Österreich und darüber hinaus zu machen. „Grüngeflammtes“ konnte man überall erwerben, es war beliebt und bekannt, es erhielt quasi „Kultstatus“. Johannes Hohenberg gründete auch mit Frau Prof. Gudrun Wittke-Baudisch die Arbeitsgruppe für Keramikkunst „Gruppe H“. Das „H“ stand für den Wohnort von Frau Baudisch und für den Namen Hohenberg. 1997 übernahm der Salzburger Unternehmer Graf Johannes Moy de Sons die Geschäftsleitung der Gmundner Keramik, er war Besitzer des Schlosses Anif bei Salzburg und übergab die Leitung im Jahre 2011 an seinen Sohn Max Moy. Dieser führte den Betrieb bis 2018. Ab August 2018 übernahm die Markus Friesacher Gruppe GmbH des Herrn Markus Friesacher die Keramik. Für die operative Geschäftsführung war dann Herr Andreas Glatz zuständig. 2018 waren im Betrieb 130 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt, man bildete auch „Keramikerlehrlinge“ aus und beschäftigte 40 Malerinnen und einen Maler. Die Kapazität beträgt dzt. ca. 5000 Stück Keramikobjekte pro Tag. Geschäfte, die den Absatz vergrößern sollten, wurden auch gegründet. Man eröffnete in großen Städten sogenannte „Brand Stores“ (z.B. 2012 in Salzburg in der berühmten Getreidegasse, 2015 in Wien im 1. Bezirk, in der Nähe des Stephansplatzes), oder ein „POP UP STORE“ im Jahre 2019 im „Mc Arthur Glen Designer Outlet“ in Salzburg. Der nächste „Brand Store“ wurde ebenfalls 1919 in Hallstatt als Verkaufsangebot mit allen Designs gestartet. So gelangt die „Gmundner Keramik“ durch die internationalen Gäste in alle Welt und damit auch der Name Gmundens als Keramikstadt!

Das „Grüngeflammte“ gab und gibt es nun auch in den Farben grün, gelb, blau, grau und rot. Sehr beliebt sind immer noch die „Streublumen“, der Hirsch usw. Immer wieder kommen neue Designs auf den Markt, aber das „Grüngeflammte“ ist und bleibt das bekannteste Design.

Alle vier Fotos: Gmundner Keramik, Internet, Homepage

Malplatz zum Bemalen der Rohlinge für Besucher

Ein Verkaufsregal
Beide Fotos: August Mayer

Am Standort Gmunden werden im Betriebsgelände zwei Verkaufsgeschäfte betrieben. Es gibt dort sogar eine Möglichkeit, einen Keramikrohling selber zu bemalen, der auch dann glasiert und gebrannt wird. Täglich gibt es interessante - auch kindgerechte - Betriebsführungen durch die „Erlebniswelt“ mit Filmen und „Demonstrationen“ der Keramikmalerinnen. Der Exportanteil der Keramikprodukte beträgt ca. 30 %. Die wichtigsten Exportländer sind Deutschland, Japan, USA, Slowenien, Italien, Großbritannien, Frankreich und die Schweiz. Die Geschäftsführung und Herr Friesacher planen die Gmundner Keramik an einem neuen Standort zu errichten. Man plant einen Neubau – hoffentlich in Gmunden - und im Werksgelände sollen Wohnungen entstehen. Es wäre schade und eigentlich unvorstellbar, wenn dieser Leitbetrieb, der so viele Jahre in der Keramikstraße 24 angesiedelt war, als „Gmundner Schatz“ nicht mehr in Gmunden wäre!

Diesen Bericht verfasste August Mayer, der Obmann des Gmundner Musealvereins im Februar 2022.

Verwendete Literatur:
Stadtgemeinde Gmunden „700 Jahre Stadt Gmunden“
Irmgard Gollner, „Gmundner Keramik – Kunst aus Ton, Feuer und Farbe“, Gmunden 2003
Internetseiten der Firmengeschichte der Gmundner Keramik