Schaufelraddampfer "GISELA"

Stolz liegt sie da am Schiffsanlegeplatz in Gmunden: die „Gisela“. Der Raddampfer ist das Wahrzeichen der Traunseeregion und Gmundens. Die „Gisela“ verschönert unseren Rathausplatz und ist eine Attraktion. Den Namen hat sie von einer der Töchter des österreichischen Kaisers Franz Joseph. Die Touristen bestaunen den historischen Dampfer und fotografieren ihn gerne, und die Einheimischen hören gerne das Pfeifsignal bei den An- und Abfahrten des Schiffes zum und vom Anlegesteg. Das Schiff ist also ein besonderer „Schatz Gmundens“.

Die „Gisela“ ist heuer - im Jahr 2020 - immerhin schon 149 Jahre alt. Ihr Weiterbestand war in den 1970er und 1980er Jahren sehr gefährdet. 1981 wurde die „Gisela“ als erstes schwimmendes Objekt unter Denkmalschutz gestellt. Damit begann die Rettung des Dampfers! Dessen Besitzer ist der Verein „Gesellschaft der Freunde der Stadt Gmunden“. Der schaffte es in einer aufwändigen Aktion, die „Gisela“ zu retten, zu restaurieren und damit zu erhalten. Viele Menschen schüttelten darüber den Kopf, waren unsicher, fürchteten die hohen Kosten der Restaurierung und des folgenden Betriebes. Neue Dieselschiffe waren in ganz Europa unterwegs, die günstiger im Betrieb waren, mehr Komfort boten, große Fenster hatten und weniger Personal brauchten. Aber die Stadt Gmunden, das Land OÖ, das österreichische Bundesdenkmalamt, die Ufergemeinden, der Verein und so manche Enthusiasten schafften die Finanzierung des Projektes der „Rettung der Gisela“.

               
Schornstein und Radkasten der Gisela. Das Heck des Schiffes mit dem großen Ruderblatt zum Steuern.

                     
Der Anker auf der Backbordseite                   Der schmale, schnittige Bug des Schiffes

„Betreiber“ des Dampfers ist der Geschäftsführer der „Karlheinz Eder Traunseeschifffahrt GmbH“, Karlheinz Eder, der auch der Kapitän des stolzen Schiffes ist. Einst fuhren mehrere Dampfschiffe am Traunsee und beförderten Menschen, Tiere und Material (z. B. Kohle zu den Sudhäusern) zu den Ufergemeinden.
1820 wurde in England, nach der Erfindung der Dampfmaschine (letztendlich durch James Watt, 1769, Patent seiner technischen Weiterentwicklung), erstmals ein Schiff mit einer Dampfmaschine ausgerüstet. Die Engländer John Andrews und der Schiffsbauer Joseph John Ruston verlegten ihre Aktivitäten von der Donau an den Traunsee. Man versprach sich hier gute Geschäfte, und so entwarf John Ruston im Jahre 1837 Pläne für seine „Sophie“, die am 15. Mai 1839 als erster Schaufelraddampfer auf dem Traunsee fuhr. Im Jahre 1858 wurde der Dampfer „Elisabeth“ in den Dienst gestellt. Dieses Schiff war 44,5 m lang und hatte eine Dampfmaschine mit 95 PS.  Es folgten „Sophie II“ (1849) und „Sophie III“ (1862).

  Joseph John Ruston
(In Gmunden gibt es eine nach ihm benannte Rustonstraße!)

 
Der Raddampfer „Sophie I“ auf einer Ansichtskarte


Auf der Postkarte sind „ausgeschiedene Dampfschiffe“ im Gmundner Hafen zu sehen.


Das Schwesternschiff der „Gisela“, die „Elisabeth“, 1858: 44,65 m lang, mit eisernem Schiffskörper und 95 PS.

Die Schifffahrt entwickelte sich auf dem See prächtig, und so baute Joseph John Ruston in seiner Werft in Wien- Floridsdorf die „Gisela“. Nach dem Zusammenbau am Traunsee fand die erste Probefahrt am 24. September 1871 statt.
Das Schiff ist 48,82 m lang, ohne Bugspriet, hat einen eisernen Schiffskörper und war ursprünglich mit einer 120 PS starken Dampfmaschine ausgestattet. Im Frühjahr 1872 wurde das Schiff offiziell in Betrieb genommen.
501 Personen hatten auf dem Schiff damals Platz (heute nach dem Umbau 250 Personen). Sechs Mann Besatzung waren damals vorgeschrieben. In den Jahren 1980 bis 1986 wurde das Schiff auf einer eigens gebauten Slipanlage in Ebensee generalsaniert. Am 5. Juli 1986 wurde die „Gisela“ in einem feierlichen Festakt dem öffentlichen Schiffsverkehr am Traunsee übergeben.
Einige aktuelle technische Daten sollen auch angeführt werden:
Breite bei den Radkästen 9,80 m, Tiefgang des vollen Schiffes 1,50 m, Verdrängung voll: 187,5 Tonnen, Fahrgeschwindigkeit: 12 Knoten = 22 km/h, 2-Zylinder-Verbund-Dampfmaschine mit oszilierenden Zylindern, Leistung:143 PS, Zweitzulassung 5. Juli 1986; weitere Umbauten 1993 und 1998; Antrieb durch zwei seitlich angebrachte Schaufelräder, die durch eine Kurbelwelle angetrieben werden, die Schaufelräder sind mit 12 Schaufeln pro Rad ausgestattet, der schottische Kessel wurde bis 1992 mit Braunkohle und Steinkohle befeuert und ab 1993 mit Heizöl extraleicht, Betriebsdruck 10 bar und 5,25 Kubikmeter Wasserinhalt. Das sind beeindruckende Daten der alten, aber erneuerten Dame!  

   
Das ist die letzte oszillierende Verbund-Dampfmaschine der Welt mit beweglichen Zylindern. Sie ist noch auf der „Gisela“ am Traunsee im Einsatz ist! Eine technische Sensation
!


Das Schaufelrad

Nach der Gisela wurden noch zwei kleinere Dampfschiffe eingesetzt: die „Traunstein“ (1873) und die „Marie Valerie“ (1895). Aber nur unsere „Gisela“ überlebte dank der Rettungsaktion und ist heute das „Flaggschiff“ der Traunseeschifffahrt.

 
Der Sonderpoststempel und die Sonderpostmarke aus dem Jahre 2014

Auf vielen Postkarten ist die "Gisela" verewigt. Es gibt Sondermarken und Sonderstempel vom Schiff und sogar ein Wettrennen zwischen „Mensch und Maschine“ musste sie bestreiten. Das Rennen führte von Ebensee nach Gmunden. Das gewann sie natürlich gegen einen Gmundner 8er- Ruderer.

Ich hoffe, dass dieser „Gmundner Schatz“ noch viele Jahre über den See dampft!

Diesen Beitrag verfasste August Mayer, Obmann des Gmundner Musealvereins im August 2020!

Verwendete Literatur:
Wikipedia, Internet, „Der Raddampfer Gisela und die Traunseeschifffahrt“, 2014, „Freunde der Stadt Gmunden“
Fotos:
Internet, August Mayer