Der Grünberg und seine Seilbahn

Hausberg der Gmundener ist der Grünberg (früher auch „Krenberg“ genannt). Dieser steigt über 500 Meter aus dem Traunsee empor und verdeckt - vom Stadtzentrum aus gesehen - den dahinter liegenden wesentlich höheren Traunstein. Seine ausgewogene gleichmäßige Form steht im völligen Kontrast zu den schroffen Felsabbrüchen des Traunsteins. Besonders hervorzuheben ist das im Jahresablauf wechselnde Farbenspiel seiner Bewaldung. Eine solche Berg- und Seekulisse kann wohl als einzigartig angesehen werden!

Grünberg dahinter der um 700 m höhere Traunstein 
Foto: Jens Kaubisch

Immer schon ein Erlebnisberg
Der Grünberg stellt ein allseits beliebtes Ausflugsziel dar. Die 984 Meter hohe Kuppe bietet bei gutem Wetter großartige Fernblicke sowohl auf den tief unten liegenden Traunsee samt seinem umgebenden Bergpanorama als auch hinaus ins weite Alpenvorland bis zum Böhmerwald.

Beeindruckend sind auch die gewaltigen Gipfelzacken des majestätischen Traunstein-Massivs aus der Nähe! Es ist also nicht verwunderlich, dass der Grünberg seit eh und je von Naturliebhabern geschätzt wird, auch an kalten Wintertagen, um über das Nebelmeer zu schauen und frische Höhenluft zu schnuppern. 

Die landschaftlich abwechslungsreiche Umgegend war ein weiterer Grund, diese auf Waldpfaden zu erwandern, wie zum Laudachsee oder zur Laudachklamm, zum Traunsee oder in die Schrattenau. Auch weiterführende schwierigere Steige ermöglichen die Bezwingung von Traunstein, Katzenstein und Steineck. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit der Erweiterung des Wanderwegnetzes: So war es ab 1878 möglich geworden, vom Laudachsee aus über die Hohe Scharte, durchs Leinautal und auf dem Miesweg den Traunstein zu umrunden! Mit dem zunehmenden Alpintourismus galt es auch, entsprechende Einkehrmöglichkeiten bereitzustellen. So wurden bestehende Jagd- und Sennhütten zusehends auch als Jausenstationen genutzt, wie die Ramsaualm, Mairalm, Franzl im Holz/Silberfuchs. Ein beliebtes Wanderziel war das Cumberland-Jagdschloss „Weidmannsruh“ in Radmoos, das 1978 einem Großbrand zum Opfer fiel. 

Vom Grünbergberggipfel aus sind diese Ziele innerhalb einer Stunde gut zu erreichen! Im Jahre 1927 ist vom Touristenclub Gmunden eine Grünberg-Schutzhütte mit einer Aussichtswarte errichtet worden. Der Gastraum konnte an die 30 Besucher und der Schlafraum unterm Dach bis zu 10 Personen aufnehmen. Die Warte selbst musste sieben Jahre später wegen Baufälligkeit abgetragen werden.

Jagdschloss „Weidmannsruh“
Foto: Archiv Heinz Schießer

Grünbergwarte mit Aussichtsturm
Foto: Archiv Heinz Schießer

Von einer netten Begebenheit erzählt Hans-Otto Modler: „Der Hüttenwirt Karl Danner besaß in den 1950er Jahren einen Esel namens Agi. Dieser soll regelmäßig ohne Begleitung Lebensmittel und Getränke für die Gästebewirtung auf den Berg transportiert haben. Dazu befanden sich auf seinem Rücken in zwei Körben eine Einkaufsliste und etwas Geld. Agi wusste mit der Zeit, was von ihm verlangt wurde und suchte im Tal stets dieselben Händler auf. Diese befüllten die Körbe entsprechend der Liste. Danach machte sich das kluge Lasttier wieder allein auf den Weg zurück auf den Grünberg“. Auf der Grünbergalm erinnert heute eine Bronzeplastik an das legendäre Tier.

Der Esel Agi
Foto: Wikipedia, gemeinfrei

Die erste Seilbahn
Die Beschaulichkeit auf dem Grünberg änderte sich mit dem Bau einer Seilbahn. Bereits 1947 machte man sich erste Gedanken über mögliche Aufstiegshilfen. Erst 1956 wurde mit dem Bau einer Zweiseilumlaufbahn begonnen. Ein Jahr später fand die Eröffnung statt. Jede Gondel musste einzeln zu Fahrtbeginn über einen besonderen Klemmmechanismus auf die Geschwindigkeit des Zugseils und zu Fahrtende wieder ausgeklinkt zum Stillstand gebracht werden. Der Höhenunterschied von 500 Metern wurde über die schräge Länge von 2100 Metern in einer Fahrzeit von 12 Minuten überwunden. 26 Gondeln für je vier Personen gestatteten eine Beförderungsleistung von bis zu 300 Personen je Stunde.

Um die Attraktivität der Seilbahn zu erhöhen, sind am Berg laufend touristische Verbesserungen vorgenommen worden wie die Renovierung und Erweiterung des Schutzhauses - wozu u.a. im Jahre 2003 der Bau eines 2,2 Kilometer langen Abwasserkanals ins Tal notwendig wurde, die Schaffung eines Waldlehrpfades und die Errichtung eines Schischlepplifts am Nordhang in Verbindung mit einer durchgehenden Piste bis nach Gmunden. In der Folge herrschte sowohl in der Sommer- als auch in der Wintersaison stets ein reges Treiben auf dem Grünberg! Im Herbst 2010 musste der Seilbahnbetrieb eingestellt werden, weil die Anlage das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatte. Die allerletzte Publikumsfahrt wurde auf Ebay für wohltätige Zwecke versteigert und 17 Gondeln kamen beim Dorotheum unter den Hammer.

Ausrangierte Grünberg-Gondeln
Foto: Dr. Günther Stadlmayr

Die neue Seilbahn
Die Vorbereitungen für den Bau einer neuen Aufstiegshilfe unter weitgehender Beibehaltung der vorhandenen Trasse waren schon abgeschlossen, doch wegen diverser Verzögerungen bei der Baugenehmigung konnte mit dem Abriss der Altanlagen erst nach drei Jahren begonnen werden. 

Die milden Wintermonate ermöglichten danach die planmäßige Durchführung aller Bauarbeiten.

Die neue Kabinenbahn ist schließlich am 14. Juni 2014 rechtzeitig vor der Hauptsaison eröffnet worden. Die Kosten des Vorhabens betrugen etwa 10 Millionen Euro. Sie wurden vom Bundesland Oberösterreich getragen.

Beim Einhängen einer Großkabine
Foto: Dr. Günther Stadlmayr

Die Seilbahn ist als klassische zweispurige Pendelbahn mit Doppeltragseiltechnik und einer endlosen Zugseilschleife konzipiert worden. Alle vier Tragseile sind in beiden Stationen an Seiltrommeln fest verankert. Das Zugseil ist mit den 16-rolligen Gondel-Laufwerken mittels zweier Seilklemmen verbunden. Die ersten 1.440 Meter vom Tal bis zur Stütze 1 am Rande des Gipfelplateaus werden in einem einzigen Spannfeld überwunden, nahe der Bergstation gibt es noch die Stütze 2. Die Haupt- und Notantriebe befinden sich in der Bergstation. 

Die Bahn kann an Spitzentagen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 m/s fahren, wobei jedoch beide Kabinen jeweils mit Begleitern besetzt sein müssen; im unbegleiteten Normalbetrieb liegt die Geschwindigkeit bei 7,0 m/s. Die Fahrdauer beträgt dann etwa 7 Minuten. Die barrierefreien Kabinen bieten bequem Platz für 45 Personen; bei starkem Fahrgastaufkommen sind bis zu 60 Personen zugelassen. Die Beförderungsleistung wird mit maximal 618 Personen je Stunde angegeben. Durch ein Schnellwechselsystem können die Gondeln auch mit 24 Sitzgelegenheiten ausgestattet werden.

Technische Daten
Seehöhe: Talstation 436 m, Bergstation 987 m, Höhenunterschied 551 m
schräge Länge: 2.025 m; Neigung: max. 57,06%, Ø 28,26%
Stahlseil-Durchmesser: Tragseil 46 mm, Zugseil 28 mm
Elektrische Motorleistung: 350 kW, 593kW (beim Anfahren)
Kabinengröße: bis 60+1 Personen (stehend), bis 24 Personen (sitzend)
Fahrgeschwindigkeit: max.10 m/s, normal 7-8 m/s, an Stützen 8 m/s
Fahrdauer: Ø etwa 7 min
Beförderungsleistung: max. 618 Personen pro Stunde  (je Richtung)

Bergstation, dahinter Sendemast 
Zeichnung: Annemarie Reinitzhuber

Ein Erlebnisberg 
Nach vier Jahren Zwangspause galt es, den Tourismus auf dem Grünberg wieder in Schwung zu bringen. Um dem vermehrten Gästestrom aus Nah und Fern nicht nur eine bequeme An- und Auffahrt, sondern auch ein vielseitiges Freizeitangebot zu bieten, sind im Laufe der folgenden Jahre verschiedenste touristische Projekte erfolgreich umgesetzt worden. 

Zum einen musste die Infrastruktur im Umkreis des Berges der neuen Situation angepasst werden, nämlich durch Schaffung zusätzlicher PKW- und Bus-Parkflächen nahe der Talstation, durch Erweiterung von Wanderparkplätzen (Mülibankerl, Franzl im Holz, Kohlbach) sowie durch Einführung von Shuttles (Traunstein-Taxi, Wasser-Taxi, Wanderbus, Elektrozug). Zum anderen galt es, auch die Gastronomie am Berg oben wieder zu beleben. Vordringlich war die Umwandlung des ursprünglichen Gebäudes in ein wohldurchdachtes Höhenrestaurant mit Aussichtsterrasse für viele Gäste. Auch ein Hoteltrakt mit 10 Doppelzimmern wurde geschaffen. In unmittelbarer Nähe entstanden ein Abenteuerspielplatz sowie ein Hoch- und Niederseilgarten.

Klimabedingt war wegen Schneemangels ein wirtschaftlicher Schibetrieb unmöglich geworden, weshalb der vorhandene Schlepplift umgebaut und zur Nutzung einer Sommerrodelbahn herangezogen wurde. Heute kann man auf einer 1,4 Kilometer langen kurvenreichen Bahn talwärts flitzen und sich anschließend wieder mit dem Lift nach oben ziehen lassen! Als besonderer Höhepunkt wurde im Sommer 2018 der Baumwipfelpfad eröffnet. Dieser schlängelt sich auf 1.400 Meter langen bis zu 20 Meter hohen Holzstegen durch den Bergmischwald. Dazu gehört noch ein 39 Meter hoher Aussichtsturm mit uneingeschränkter Rundumsicht. 

Außerdem bieten sich Sportbegeisterten weitere tolle Möglichkeiten an: Vom Grünberg können Paragleiter und Drachenflieger in luftige Höhen starten oder Rad- und Mountainbike-Fahrer auf eigenen Downhill-Strecken ins Tal radeln. Das jeweils erforderliche Gerät kann problemlos in der Seilbahnkabine mitgenommen werden.

Alle diese Attraktionen befinden sich in Gipfelnähe. Wer dagegen eher die Ruhe sucht, muss (möglichst während der Woche) über eine gut beschilderte Forststraße durch Wälder und Lichtungen zum idyllischen Laudachsee wandern. Unterwegs plätschert klares Wasser aus „Siebenbrünnlein“, verschiedene Tafeln und Figuren erzählen von Hexen, Nixen und Riesen der Gegend. Der abgeschiedene See (mehr zum Laudachsee unter „Gmundens Schätze“) mit seinen umgebenden Moorflächen und Feuchtwiesen wird seit dem Jahre 2000 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Bemerkenswert ist der Bestand an seltenen heimischen Steinkrebsen im Abflussbereich des Sees. Die aufgelassene Holzknechthütte in Radmoos wurde zu einer Waldschule umfunktioniert, wo fallweise naturkundliche und geologische Führungen für Schüler durchgeführt werden, z.B. Touren in den Gschlief-Graben. Zudem veranstalten verschiedene private und staatliche Organisationen professionelle Exkursionen, bei denen man diesen außergewöhnlichen Naturraum auch hautnah erleben und erforschen kann. 

Der Grünberg bietet allen etwas – Erlebnisse für Jung und Alt, für Sportler und Genießer, für Familien und Gruppen!

Baumwipfelpfad, Traunsee und Alpenpanorama   
Foto: baumwipfelpfade.at/Salzkammergut

Diesen Beitrag verfasste Dr. Fritz Reinitzhuber im Februar 2021.

Grünberg-Koordinaten:  47° 53′ 59″ N, 13° 49′ 8″ O

Verwendete Literatur:
Schießer H.: Altgmundner Bilderbuch, Buchverlag Franz Steinmaßl (2014), S. 148/49
Piringer, K.: Gmundner Chronik, Bd. II (1979), S. 406f, u. Bd. III (1982), S. 129 https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnberg_(Ober%C3%B6sterreichische_Voralpen) https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnbergseilbahn