Kalvarienbergkirche

Die Kalvarienbergkirche liegt in einer Seehöhe von ca. 490 m ü. M., und von dort hat man einen der schönsten Ausblicke auf die Stadt, auf den Traunsee und das wunderbare Bergpanorama mit Traunstein und Grünberg. Viele Maler und Fotografen waren und sind von dieser Aussicht begeistert. Daher zählt der Kalvarienberg samt Kirche auch zu den Schätzen Gmundens.


Gmunden und der Traunsee vom Kalvarienberg 1853
Gemälde von Ferdinand Lepié
Quelle: wikimedia

Um das Jahr 1730 war auf dem Hügel nördlich der Stadt Gmunden „zu Ehren des bitteren Leidens und Sterbens Jesus Christi“ zunächst eine „Station“ aus Holz und später sind weitere aus Holz erbaut worden. Der Passauer Bischof Josef Domenicus Graf Lamberg erhob diese am 4. Juli 1735 „zu einem Kalvarienberg und Kapellen“ und gestattete, dass in dieser auch Messen gefeiert werden dürfen. Eine Bedingung war auch, dass der Stadtsenat für die Erhaltung aufkommen müsse. Die Stadt verpflichtete sich dazu im Jahre 1743. Im Frühling 1743 wurden mit freiwilligen Beiträgen die Errichtung eines gemauerten Kirchleins und auch von vier Kreuzwegstationen begonnen. In den kleinen Kapellen wird dargestellt: „Christus am Ölberg“, „Die Geißelung Christi“, „Die Dornenkrönung“ und „Die Kreuztragung“. Diese Arbeiten wurden samt der Einrichtung der Kirche mit heimischen Arbeitskräften im Jahre 1746 vollendet. In der Kirche sind weitere Stationen des Leidensweges dargestellt.
Für die Erhaltung der Kirche ist die Stadtpfarre in Gmunden zuständig.

    
Christus am Ölberg                                  Die Geißelung Christi
    
Die Dornenkrönung                                  Die Kreuztragung

Der Maler Cajetan Rabl führte in der Kirche alle Malerarbeiten aus. Zu diesen gehören auch vier große „in guten Ölfarben gemalt[e]“ Bilder samt Rahmen um 72 Gulden. Neben den Bildern befinden sich die anderen Bilder der Kreuzwegstationen.

Zwei dieser großen Bilder von Cajetan Rabl:
(Leider sind die Bilder sehr dunkel!)

  
Die Kreuzigung Christi                            Die Kreuzesabnahme

Der Altar zeigt die Figurengruppe mit Christus als Gekreuzigten und den beiden „Schächern“ zu beiden Seiten. Der Schnitzer ist nicht bekannt. Die Szene hinter den drei Kreuzen malte ebenfalls Cajetan Rabl.



Die heute nicht mehr vorhandene Orgel stellte der Regens Chori Herr Matscheko um 34 Gulden bei. Im Jahre 1748 kamen zwei Glocken aus Linz von der Werkstätte Silvius Kreuz. Das Gewicht der kleineren Glocke betrug 57,6 kg (Preis: 63 Gulden, 24 Kronen) und das der größeren Glocke 117,6 kg (Preis: 126 Gulden). In Form eines Chronogrammes war auf der größeren Glocke die Inschrift in lateinischen Worten: „Sanctus Petrus et Paulus fulgura, tonitivaet grandines per sua merita avertant. Enixe  supplicat universus populus Gmundae.“ Übersetzung: Die Heiligen Petrus und Paulus mögen durch ihre Verdienste Blitz, Donner und Hagel abwenden. Dies erfleht inbrünstig die ganze Bevölkerung von Gmunden. Diese beiden Glocken fielen den „Metallsammlungen“ des Ersten Weltkrieges zum Opfer. Die Glocke, die heute im Turm montiert ist, stammt von der "Kapelle" beim ehemaligen Städtischen Krankenhaus (heute im Bereich der Polytechnische Schule nahe der Marienbrücke).

Die erste Messe mit Gesang wurde am 22.April 1746 von Stadtpfarrer Matthäus Arres abgehalten.
„Zur besseren Verrichtung“ des Mesnerdienstes, der 6 Gulden eintrug, wollte Pfarrer Arres eine Person anstellen, die als Einsiedler neben der Kirche in einer zu erbauenden Klause wohnen sollte. Dies kam nicht zustande, weil der Gmundner Magistrat kein Grundstück dafür zur Verfügung stellte.

Im Jahre 1813 wurde die Kirche abgebaut, da man auf dem Kalvarienberg zur Zeit der Franzosenkriege weitläufige „Verschanzungen“ (Wehranlagen) errichtete. Die Kirche wurde 1819 wieder mit freiwilligen Spenden errichtet, wobei der Stadtkämmerer Wolfgang Kemmetmüller, Braumeister am Kogl, einer der größten Förderer des Wiederaufbaues war.


Gedenktafel an die Spende von Wolfgang Kemmetmüller

Die Kalvarienbergkirche erhielt auch mehrere Geldzuweisungen für abzuhaltende Messen. So zum Beispiel vom Glasermeister Renner im Jahre 1761 für zwei Messen 120 Gulden und 1780 vom Ratsbürger Georg Christoph Khuttner 200 Gulden für vier Jahresmessen. So belief sich das Gesamtvermögen im Jahre 1873 auf stolze 3207 Gulden und 78 Kronen und im Jahre 1892 durch weitere Zuwendungen sogar 4315 Gulden und 98 Kronen.

Diese Zeichnung von Fischer zeigt den Kalvarienberg im Jahre 1897.
Quelle: Krackowizer Gmunden-Chronik Bd. II, S. 124

Im Jahre 1867 wurde ein neues Portal als Zubau an die Kirche errichtet und es wurden der Turm und der Innenraum renoviert. So wurde am 28. Februar 1868 die Kalvarienbergkirche feierlich neu geweiht.
Die Kreuzwegstationen wurden im Jahre 1895 renoviert. Der Dachstuhl des Turmes wurde umgebaut und neu eingedeckt.  Die feierliche Kreuzsteckung erfolgte am 29. September 1895. In den Folgejahren wurde die Außenfassade mehrmals neu gefärbelt, sonst aber keine großen Umbauten vorgenommen.
Der Volksaltar wurde erst vor einigen Jahren in das Kirchlein eingebaut. Er stammt aus der alten Kapelle des damaligen „Josefsheimes“ und wurde vor der Renovierung des Heimes auf den Kalvarienberg transportiert. Das war eine Initiative von Stadtpfarrer Mag. Gerald Geyrhofer!

Auf dem Kalvarienberg befinden sich auch noch die Gmundner Sternwarte (AURIGA, siehe Beitrag in "Gmundner Schätzen!), ein Spielplatz, mehrere Ruhebänke und der wichtige Hochbehälter der Gmundner Wasserversorgung.
Man erreicht den Berg über die Wunderburgstraße. Der Kalvarienbergweg biegt dann links ab in einer alten Allee zur Kalvarienbergkirche. Man kann auch über die Tagwerkerstraße und den Kapellenweg gehen und dann über gut ausgebaute Stufen zur Kirche hinauf aufsteigen. Es gibt auch noch einen Weg über die Crennevillestraße zur Kalvarienbergkirche.

Die katholische Kirche wird zu den verschiedensten religiösen Anlässen geöffnet und es werden darin dann Messen und Andachten gefeiert. Es gab auch eine Veranstaltung anlässlich der 200-Jahr-Feier der Kalvarienbergkirche im Jahre 2019.

Diesen Beitrag verfasste August Mayer im September 2020.

Verwendete Literatur:
Krackowizer, Ferdinand: Geschichte der Stadt Gmunden, Band II

Fotos und Bilder:
Krakowizer, Ferdinand: Geschichte der Stadt Gmunden, Band II
Internet
August Mayer