Spitalkirche St. Jakob

An der Traunbrücke 1


Der Eingangsbereich der Spitalkirche mit doppelter Trauntordurchfahrt
Fotos: Peter Schneider

Die Bürgerspitalkirche St. Jakob, die zweiälteste Kirche Gmundens, wurde um 1340 errichtet und gehörte zum nahe gelegenen „Bürgerspital“, einer sozialen Armeneinrichtung Gmundens. Ab dem 15. Jahrhundert diente sie als Hauskirche und Begräbnisstätte für Persönlichkeiten des Salzamtes im angrenzenden Kammerhof. Von 1891 bis 1911 wurde die neugotische Inneneinrichtung der Kirche in der Werkstätte des Bildhauers Josef Untersberger in Gmunden geschaffen. Heute ist sie ein Teil des Kammerhofmuseums und sie wird auch für Ausstellungen genutzt.

Die Kirche steht dem Gebäude des Salzamtes gegenüber und ist durch das Trauntor mit ihm verbunden. Schon vor dem großen Feuer, das 1340 fast die ganze Stadt vernichtet hatte, stand am Ufer der Traun ein Gotteshaus. An seine Stelle dürfte wenig später (1340–1343) der neue Kirchenbau getreten sein. Der Baumeister der Kirche ist unbekannt.
(Die Stadtpfarrkirche existiert laut Urkunde bereits seit dem 13. Jahrhundert und ist somit die älteste Gmundner Kirche.)

Seit 1343 ist auch die Einrichtung eines Bürgerspitals belegt. Und auch die Bürgerspitalkirche wird 1343 erstmals in einer Stiftungsurkunde als neu erbaut erwähnt. Erst 1789 wurde das Bürgerspital, das der Versorgung von Armen aus dem Bürgerstand diente, aufgelassen. Die Stadt hat um 1800 den Bürgerspitalbesitz in seine Verwaltung übernommen und seit damals ist auch die Spitalkirche in Gemeindebesitz.

Der ursprüngliche lateinische Name „St. Jakobi ad hospitale“ weist darauf hin, dass die Kirche neben dem Bürgerspital erbaut wurde. Im Volksmund reduzierte sich die Bezeichnung auf „Spitalkirche“. Aber jeder unterschätzt diesen Schatz Gmundens!

Nach 1345 erhielt die Kirche ein „Geläute“. Dieses wurde im Jahre 1450 von einem Meister Jörg durch zwei neue Glocken ersetzt. Im Jahre 1890 wurden die Glocken wieder abgebaut und in der Friedhofskapelle befestigt. Zwei neue Glocken wurden gegossen und im gleichen Jahr noch geweiht.
Die Spitalkirche wurde von einem „Spitlmeister“ verwaltet.

Die Bürgerspitalkirche war immer auch das angestammte Gotteshaus des Salzamtes. Hier wurden ab dem 15. Jahrhundert Salzamtsleute getraut, fanden Taufen und Totenfeiern statt.

1623 bekam das gotische Gemäuer eine Turmzwiebel aufgesetzt und an der Vorderfront des Gotteshauses wurde eine Uhr angebracht.

Damals diente die Spitalkirche auch als Begräbniskirche, jedoch nur für die obersten Salzbeamten und deren Familienangehörigen. Die ersten Beisetzungen waren die der beiden Ehefrauen des Salzamtmannes Georg Prugglacher, 1627 und 1654. Grabplatten sind aus dieser Zeit noch vorhanden und in der Arkade zu sehen. Unter der Kirche ist auch noch eine Gruft.

In der „Amtskapelle“- so wurde die Spitalkirche auch genannt - wurden auch Taufen und Trauungen der Beamtenfamilien vollzogen. Das vergitterte Fenster an der rechten Mauer ganz oben beim Durchgang zum Kammerhofgebäude zeugt davon, dass die Bewohner des Hauses bequem an den Messen teilnehmen konnten. (Nachdem das Fenster wieder freigelegt wurde, kann man heute wieder vom Museum in diesen Kirchenraum blicken.)


Oberhalb der Fahne ist das vergitterte Fenster zu sehen!
Foto: August Mayer

Renovierungen / Umbauten im 17. Jahrhundert:
Bereits 1627 ließ der Salzamtmann Prugglacher auf eigene Kosten und mit Unterstützung weiterer Wohltäter die verwahrloste Kirche großzügig innen renovieren und ausstatten. In einer Widmung heißt es sinngemäß, dass das Gotteshaus St. Jakobi in der vornehmsten Gasse bei den kaiserlichen Salzamtshäusern und neben dem Spital gelegen, prächtig „gezieret“ wurde und „dergleichen Kapellen“ wenige zu finden sein werden.
zit. nach Ferdinand Krackowizer: Geschichte der Stadt Gmunden, 2. Band, S. 109)

Durch mehrere Stiftungen wohlhabender Gmundner Bürger war es möglich, die Kirche zu erhalten und verschiedene kirchliche Dienste (auch Messdienste) anzubieten und zu finanzieren.

1889 gab man dem Turm sein spitzes Dach zurück.

Regotisierung 1890-1902:
Die umfassenden Renovierungen wurden durch Sammlungen und Spenden finanziert, und zwar:
Dach- und Turmerneuerung, Pflasterung des Fußbodens (Kunstbasalt von der Wienerberger Fabrik), Wand- und Deckenmalerei (Franz Engellachner, Gmunden), Kirchenstühle (Anton Schönbauer, Gmunden), Aufstellung des neuen Hochaltares, geweiht dem Hl. Jakob und des Marienaltares, beides Werke des Künstlers Josef Untersberger (Kirchliche Kunstanstalt), fünf gemalte Glasfenster aus der Glasmaleranstalt Innsbruck

Zwei große Glasfenster befinden sich links und rechts neben dem Hochaltar, eines hinter dem Hochaltar. Das linke Glasfenster zeigt die Krippenszene in Bethlehem mit dem Spruchband: „Gloria in excelsis Deo“. Es wurde 1891 von der Stadt Gmunden gestiftet. Im unteren Teil des Fensters ist der Doppeladler der Österreichischen-Ungarischen Monarchie zu sehen. Das rechte Fenster wurde von der Sparkasse Gmunden ebenfalls im Jahre 1891 gestiftet. Es zeigt Jesus mit zehn seiner Jünger. Im unteren Teil sieht man das Gmundner Stadtwappen. Das mittlere Fenster hinter dem Altar ist mit Ornamenten geschmückt. Die beiden Fenster an der Rückwand der Spitalkirche sind ebenfalls mit Ornamenten verziert.

 
Die zwei Glasfenster der Spitalkirche
Fotos: August Mayer

Am Samstag, den 25. Juli 1903 wurde durch Stadtpfarrer Msgr. Mayr der neue Josefialtar geweiht. Beauftragt von der Gemeinde Gmunden schuf der heimische Künstler Josef Untersberger den neugotischen Altar. Von seinem in Innsbruck lebenden Sohn August Untersberger, einem Bildhauer und Maler, stammt das Altarbild „St. Josef“. Diese machte er seiner Heimatstadt zum Geschenk.

Ursprünglich gab es neben dem Hauptaltar zwei Nebenaltäre, die dem Hl. Erasmus und der Hl. Margaretha geweiht waren. Als ein Seitenaltar abgebaut wurde, da weihte man den verbleibenden Altar zunächst „den vierzehn Nothelfern“ und später der Hl. Anna.

1911 wurde das „weisse“ Fenster an der linken (Nord-) Seite der Kirche durch ein von einer Linzer Glasmalereifirma gefertigtes Gemäldefenster mit dem Bildnis des Kirchenpatrons, dem Hl. Jakobus, ersetzt.


Gemäldefenster mit hl. Jakobus
Foto: August Mayer

Durch den Trauntor-Umbau und die Schaffung eines zweiten Tores 1963-1966 wurde die Spitalkirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Im letzten Bauabschnitt mussten zwei schwere statische Missstände behoben werden. Die zutage tretenden Schäden, die auf lange zurückreichende Umbauarbeiten hinweisen, erforderten weitere notwendige Sanierungsmaßnahmen.
Bürgermeisters RR Karl Piringer erklärt in seiner Stellungnahme am 7. Jänner 1965, dass die baulichen Veränderungen an Spitalkirche und dem angrenzenden Polizeihaus viel zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen werden: u.a. die Freilegung des Wappenfreskos aus der Zeit Maximilians I. (1490) und eines spätgotischen Sandsteinportales, das in den neuen Haupteingang in die Arkaden versetzt wurde.
Die Eröffnung des Doppeltores und der neuen breiten Traunbrücke erfolgt am 28. Juli 1966.
zit. nach: Erwin Herrmann: Gmundner Chronik Band II, 1963-1975, S 78-82
und S 166169

In den Jahren 1977 und 2007 erfolgten weitere Renovierungen.
1979 wurde das  von der Firma Tuschek gefertigte Schmiedeeisengitter beim Kircheneingang montiert.

Im Jahre 2019 stellt sich der Kirchenraum so dar: Die Decken- und Wandmalereien sind nicht mehr vorhanden, das Kirchengestühl wurde entfernt, um für Ausstellungen Platz zu schaffen.

Details zur Ausstattung der Kirche:

Das ovale Taufbecken im Eingangsbereich rechts aus rötlichem Traunsteinkalk trägt die Gravur „16W+P28“.
Bemerkenswert sind auch die beiden Säulen, die ebenso aus Traunsteinkalk gefertigt sind.

Der Hochaltar zeigt im Mittelfeld unten knieend die Heiligen Jakobus, Carl Borromäus, Franz Xaver und Georg.
Links von Maria mit dem Jesuskind steht die Hl. Barbara, rechts die Hl. Agnes.

An beiden Seiten des Altares befinden sich die lebensgroßen Statuen der Apostel Petrus und Paulus, oben thront „Gottvater mit dem Heiligen Geist“.


Der Hochaltar
Foto: August Mayer

Der Marienaltar steht an der linken nordseitigen Wand. Die obere Darstellung zeigt „Der zwölfjährige Jesus lehrt im Tempel“. Darunter ist ein Votivbild „Maria mit Jesuskind“ hinter Glas. Beide tragen „Blechhauben“ bzw. Blechkronen. Das Bildnis ist ausgeschmückt mit Votivgaben (Herzen, Kette, Kreuze etc.).


Der Marienaltar
Foto: August Mayer

Der Josefsaltar an der rechten Wand zeigt die sehr seltene Darstellung „Die Vermählung von  Josef und Maria“. Darunter ist das Bild des Hl. Josef.


Der Josefsaltar
Foto: August Mayer

Den Kreuzweg mit 12 Stationen schuf ebenfalls Josef Untersberger. 

Der alte zugemauerte Durchgang von der Kirche in das Kammerhofgebäude konnte 2002 anhand von alten Gebäudeplänen wieder freigelegt werden.

Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Spruch von Carl Ritter (1807-1885) an der Infotafel beim Stiegenaufgang in der Spitalkirche:
Die Stadtbewohner besuchen die Gotteshäuser mit auferbaulicher Andacht,
und die Leute auf dem Lande schreckt der tiefste Schnee, das fürchterlichste Wetter,
der weiteste und schlimmste Weg vom Kirchengehen nicht ab.


Blick auf die Spitalkirche von der Kammerhofgasse aus
Kolorierte Zeichnung von Carl Ritter 1865
Quelle: Kammerhofmuseum Gmunden 


Kammerhofgasse mit Spitalkirche um 1840
Foto: Kammerhofmuseum Gmunden

Diese oftmals umgebaute, heute im gotischen Stil eingerichtete Kirche ist seit 2009 Teil der neugestalteten Kammerhof Museen Gmunden und kann im Rahmen eines Museumsrundgangs besichtigt werden.

An der linken Außenwand der Kirche befindet sich diese 
hübsche Infotafel aus Marmor.
Foto: Holger Höllwerth

Diesen Beitrag verfasste der Obmann des Gmundner Musealvereines August Mayer. Unterstützt wurde er dabei von Ursula Grill und Holger Höllwerth